Prävention ist nicht überall Standard

Praxis-Depesche 6/2012

Bypass-OP: Wer muss Apoplex und kognitive Probleme fürchten?

Eine Antwort auf die Frage suchten sechs Autoren aus Baltimore, darunter Professoren für Neurologie und Herzchirurgie. Obwohl heute zunehmend auch ältere Patienten mit wahrscheinlich besonders ausgeprägter extrakardialer Gefäßerkrankung Bypässe erhalten, sinkt die Mortalität für die reine Bypass-OP weiter. Neurologisch ungünstige Verläufe bleiben dennoch für diese Personen ein ernstes Problem.
Praxisfazit

Risikofaktoren für perioperativen
Apoplex bei „On-Pump“ Bypass-OP*
Präoperativ
Atherosklerose der Aorta ascendens
TIA oder Apoplex in der Anamnese
subkortikale ischämische Erkrankung
der kleinen Gefäße in der Anamnese
Karotisstenose
periphere Gefäßerkrankung in der Anamnese
Diabetes-Anamnese
Hypertonie-Anamnese
erhöhte Blutdruckamplitude (pulse pressure)
in der Anamnese
frühere Herz-OP
Rauchen in der Anamnese
Intraoperativ
schwere Hypotonie
Manipulation einer
atherosklerotischen Aorta
ascendens
Zeit an der Herz-Lungen-Maschine über 2 h
Postoperativ
Vorhofflimmern
*Odds Ratio und Studie sind angegeben 

Beim Ausarbeiten von Vermeidungs-Strategien von neurologischen Folgen war das Fehlen klarer Erkenntnisse zur Pathophysiologie hinderlich. Unter anderem wegen der Annahme, dass der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (HLM) damit zu tun hat, wurden Techniken der Off-pump-Bypass-Chirurgie entwickelt. Neuere große randomisierte Studien ergaben mit Off-pump-OPs keine signifikante neurologische Risikoreduktion. Man begann, die Forschung auf patientenbezogene Risikofaktoren auszurichten.

Die Schlaganfall-Inzidenz ging im letzten Jahrzehnt zurück. Bei isoliertem Eingriff betrug sie in einer Studie 1,6%. Die ermittelte Inzidenz hängt u. a. von der Definition ab. Leichtere Defizite werden oft wegen Schmerzen oder Medikation postoperativ nicht erkannt. Als Apoplex-Mechanismus galt lange Makro- oder Mikroembolisierung. Heute vermutet man, dass auch Hypoperfusion und die systemische Entzündungsreaktion schädlich sein können. So kann intraoperativ normaler oder leicht erniedrigter Blutdruck bei Hypertonikern durch relative Hypotonie einen Grenzstrominfarkt (Wasserscheideninfarkt) auslösen. In vielen Fällen ist eine Kombination der Faktoren schuld. So müssen Präventionsstrategien gefunden werden, die nicht nur eine übermäßige Freisetzung von Emboli vermeiden (z. B. beim Abklemmen eines besonders stark erkrankten Teils der Aorta), sondern auch relative Hypotonie und systemische Entzündungsreaktion.

Patientenfaktoren wie Diabetes und Anämie können nicht nur intraoperative Schlaganfälle beeinflussen, sondern auch postoperative, die ca. zwei Drittel der perioperativen Ereignisse ausmachen. Vorhofflimmern neigt dazu, später während des Klinikaufenthalts aufzutreten. Zum Apoplex kommt es auch häufiger, wenn vor der OP im MRT bereits kleine Gehirnläsionen nachweisbar waren.

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