Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 10/2018

Darmprobleme durch hohen Blutzucker

Dass es Zusammenhänge zwischen Typ-1-Diabetes und gastrointestinalen Beschwerden gibt, ist schon länger bekannt. Bisher wurde das Thema aber nie systematisch aufgearbeitet.
Eine Befragung in Australien bestätigte, dass gastrointestinale Beschwerden bei Diabetikern häufiger vorkommen als in der Allgemeinbevölkerung. Der Typ-1-Diabetes war aber nur schwach vertreten. In einer anderen Studie waren gastrointestinale Symptome bei Diabetikern teils mit schlechter Einstellung (hohem HbA1c), teils mit peripherer Neuropathie assoziiert. Man machte aber auch psychische Faktoren für die Bauchbeschwerden verantwortlich.
Als Ursachen solcher Symptome wurden verschiedene pathogenetische Faktoren postuliert, wie eine Infektion mit H. pylori, psychische Probleme oder eine beeinträchtigte Sensibilität. Eine gestörte Motorik und hohe Blutzuckerspiegel könnten ebenfalls eine Rolle spielen. Abrupte Veränderungen des Blutzuckers könnten die gastrointestinale Motorik beeinflussen und die Empfindung der Darmtätigkeit verändern.
Man muss aber auch bedenken, dass der Typ-1-Diabetes mit einer Reihe von Störungen verknüpft sein kann, die ihrerseits zu einer Diarrhoe disponieren, wie Zöliakie, exokrine Pankreasinsuffizienz, Schilddrüsen- Dysfunktion, IgA-Mangel und bakterielle Überbesiedlung des Dünndarms. An einer größeren Patientenkohorte wurde der Zusammenhang zwischen Typ-1-Diabtes und Diarrhoe aber bisher nicht untersucht.
Britische Forscher wollten dies nun nachholen. Hierfür füllten 706 Typ-1-Diabetiker (mittleres Alter 41,9 Jahre) einen Fragebogen zu dem Thema aus und ließen sich das HbA1c messen. Als Kontrollen dienten 604 Personen ohne Diabetes in der gleichen Altersgruppe.
Die Typ-1-Diabetiker litten signifikant häufiger an gastrointestinalen Beschwerden als die Gesunden. Häufig waren sowohl Obstipation (OR 2,4) als auch Diarrhoe (OR 2,5) oder wechselndes Stuhlverhalten (OR 2,1), ebenso Bauchschmerzen (OR 1,4), ungeformter Stuhl (OR 2,7), Bauchdruck (OR 1,4) und Blähungen (OR 1,3). Auch eine vorangegangene Pankreatitis kam bei den Typ-1-Diabetikern vermehrt vor (OR 4,6).
Die gastrointestinalen Symptome waren mit schlechter Blutzuckereinstellung sowie mit reduzierter Lebensqualität (v. a. bei Diarrhoe) assoziiert. Bei 72,3% der Fälle mit Diarrhoe oder wechselndem Stuhlverhalten fand man eine Ursache dafür. Bei 6,4% handelte es sich um eine Störung des exokrinen Pankreas. Darunter waren zwei Patienten mit kalzifizierender Pankreatitis nach Jahren des Alkoholmissbrauchs.
Auffällig war auch, dass die gastrointestinalen Beschwerden gehäuft mit typischen Diabetes-Komplikationen einhergingen. Die periphere Neuropathie spielte dabei offenbar eine wichtige Rolle im pathophysiologischen Geschehen. Die Autoren empfehlen, dass man bei Diabetikern routinemäßig auch nach gastrointestinalen Problemen forschen sollte. Oft kann man diese gezielt behandeln und die Lebensqualität der Patienten so verbessern. WE
Quelle: Leeds JS et al.: Lower gastrointestinal symptoms are associated with worse glycemic control and quality ... BMJ Open Diab Res Care 2018; 6: e000514

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