Transsudativ oder exsudativ?

Praxis-Depesche 3/2016

Das Management von Pleuraergüssen

Über 50 Ursachen für Pleuraergüsse sind bekannt. Die Symptome sind oft variabel und abhängig von Umfang und Geschwindigkeit der Flüssigkeitsakkumulation. Wie geht man klinisch am besten vor?

Ein transsudativer Pleuraerguss geht meist auf eine kardiale, renale oder hepatische Dysfunktion zurück (häufig Herzinsuffizienz). Für Exsudate sind meist Entzündungsprozesse verantwortlich. Akkumuliert die Flüssigkeit innerhalb von Stunden oder Tagen, kann eine Verletzung der Brustwand oder eine parapneumonische Infektion die Ursache sein. Bei langsamerer Ergussbildung kommen chronische Ursachen wie Empyem, Malignität oder Tuberkulose-bedingte Pleuritis infrage. Meist leidet der Patient unter Dyspnoe, Husten ohne Auswurf oder pleuritischen Brustschmerzen. Zu den typischen klinischen Befunden zählen Rasselgeräusche, eingeschränkte Brustkorbexpansion sowie reduzierte Atemgeräusche.
Bei Verdacht auf einen Pleuraerguss sollte zunächst ein Röntgen-Thorax angefertigt werden. Mittelgroße bis große Effusionen erscheinen als lateral nach außen ansteigende Verschattung. Ein großes Blutbild zeigt Infektionsanzeichen, Blutverlust oder Plättchenabnormalitäten auf. Anhand der Leber- und Nierenwerte können transsudative Ursachen aufgedeckt werden. Der Ausschluss von Herzinsuffizienz bei bilateralen Pleuraergüssen erfolgt mittels transthorakaler Echokardiographie und/oder NTpro-BNP-Test.
Eine diagnostische Punktion wird idealerweise nach sonografischer Lokalisation der Pleuraflüssigkeit durchgeführt. Die Unterscheidung zwischen Transsudat oder Exsudat folgt anhand der Light-Kriterien (Protein- und Laktatdehydrogenasespiegel in Relation zu den Serumwerten). Andere Routineuntersuchungen umfassen zytologische und mikrobielle Analysen. Mittels CT lassen sich Tumore erkennen und die einzelnen Flüssigkeitskammern genauer charakterisieren. Gegenüber der radiologischen hat eine thorakoskopische Biopsie den Vorteil, dass Diagnose und Management in einem Schritt erfolgen können.
In den meisten Fällen ist eine Drainage die beste Vorgehensweise. Bei sehr gebrechlichen Patienten können Opiatmedikamente wie orales Morphin Abhilfe schaffen. Eine wiederholte therapeutische Aspiration bei wiederkehrenden Pleuraergüssen wird i. d. R. bei Patienten am Lebensende durchgeführt, oder wenn intensivere Verfahren mit zu hohen Risiken verbunden sind. Nach der Drainage sollte eine vollständige Lungenexpansion möglich sein, bevor eine Pleurodese durchgeführt wird. Der Reizstoff kann entweder als Flüssigkeit über die Drainage oder thorakoskopisch als Puder in die Pleurahöhle verbracht werden.
Dauerthoraxdrainagen ermöglichen einen regelmäßigen Flüssigkeitsablauf unter Lokalanästhesie. Die Flüssigkeitsabnahme dauert nur wenige Minuten und kann auch vom Patienten selbst durchgeführt werden. Diese Drainagen werden häufig bei Patienten mit eingeschränkter Lungenexpansion oder malignen Pleuraergüssen nach Versagen einer Pleurodese eingesetzt, zunehmend aber auch als First-line-Therapie. OH
Quelle:

Bhatnagar R, Maskell N: The modern diagnosis and management of pleural effusions. BMJ 2015; 351: h4520

ICD-Codes: J90

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