Johanniskraut-Extrakt gegen Depression

Neuro-Depesche 9/2005

Dem Vergleich mit Standardtherapie gewachsen

Wie verschiedene Studien gezeigt haben, wirkt Hypericum perforatum bei leichten bis mittelschweren Depressionen vergleichbar stark antidepressiv wie z. B. Imipramin und Fluoxetin, jedoch mit einer signifikant besseren Verträglichkeit. Jetzt wurde in einer Multicenterstudie erstmals die Wirkäquivalenz der Einmalgabe des hochdosierten Johanniskraut-Extraktes STW3 und der eines SSRI nachgewiesen.

Bis jetzt gibt es nur wenige Daten zur Langzeittherapie oder zur täglichen Einmalgabe von Hypericum-Extrakt. In einer kontrollierten Studie zeigte sich, dass die einmal tägliche Einnahme von 600 mg Hypericum-Extrakt ebenso effektiv ist wie eine Dosis von 1200 mg. Die Wirksamkeit der täglichen Einmalgabe spiegelte sich in einer plazebokontrollierten Studie über sechs Wochen in einer signifikanten Verbesserung der MADSRS- und der 17-Item-Hamilton-Depressions-Skalenwerte wider. In die vorliegende Doppelblindstudie in 21 Praxen wurden 241 Patienten mit mittelschwerer Depression aufgenommen. Nach Randomisierung erhielten sie entweder 612 mg/d STW3 (n = 123) oder den SSRI Sertralin (1 x 50 mg/d; n = 118). 205 Patienten wurden mindestens 12 Wochen behandelt. Danach setzten 80 bzw. 81 Teilnehmer die Therapie für weitere zwölf Wochen fort. Die meisten Patienten wurden also insgesamt sechs Monate behandelt. In der Per-Protokoll-Analyse ergab sich nach zwölf Wochen ein Rückgang der Scores auf der HAMD-Skala unter STW3 von initial 22,0 auf 8,3 und unter Sertralin von 22,1 auf 8,1. In der Follow-up-Phase verbesserte sich der HAMD-Score in beiden Gruppen noch weiter auf 5,7 (STW3) bzw. 7,1 (Sertralin). Vergleichbare Ergebnisse zeigte auch die Befindlichkeitsskala nach von Zerssen: Hier verbesserte sich der Wert unter STW3 von 40,5 auf 19,8 (nach 12 Wochen) bzw. 16,3 Punkte (nach 24 Wochen). In der Sertralin-Gruppe gingen die Werte von 42,4 auf 21,4 (nach 12 Wochen) bzw. 18.6 Punkte (nach 24 Wochen) zurück. Bei der Clinical Global Impression Skala (CGI) wurden ähnliche Erfolge erzielt. Auch hier ergab sich kein Unterschied zwischen STW3 und Sertralin. Nach 12 bzw. 24 Wochen konnten 68,6% bzw. 84,0% (STW3) und 73,5% bzw. 81,3% (Sertralin) der Patienten als Responder eingestuft werden. Bei 12 Patienten (9,8%) der STW3- und 16 (13,6%) der Vergleichsgruppe traten Nebenwirkungen auf, die möglicherweise auf die Studienmedikation zurückzuführen waren. Fünf (STW3) bzw. zehn (Sertralin) Patienten brachen die Einnahme der Studienmedikamente wegen Nebenwirkungen ab. In den meisten Fällen wurde die Verträglichkeit der Studienmedikation von den Ärzten als "sehr gut" bzw. "gut" beurteilt.

Quelle:

Gastpar, M: Efficacy and tolerability of hypericum extrat STW3 in long-term treatment with a once-daily dosage in comparison with sertraline, Zeitschrift: PHARMACOPSYCHIATRY, Ausgabe 38 (2005), Seiten: 78-86

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