Gefahr von Zecken

Praxis-Depesche 6/2023

Deutschland ist ganzjährig FSME-Endemiegebiet

Den ganzjährigen milden Temperaturen ist es geschuldet, dass Zecken mittlerweile auch im Winter aktiv sind und sich ihr Lebensraum ausgeweitet hat – sie bilden sogar in Bergregionen von bis zu 1.200 Metern stabile Populationen. Damit einher geht ein erhöhtes Risiko für von Zecken übertragene Krankheiten, allen voran die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Was das für die Praxis bedeutet, diskutierte eine Expertenrunde im Rahmen einer Veranstaltung der Universität Hohenheim.
Praxisfazit
Kinder, die mit Symptomen einer vermeintlich harmlosen Sommergrippe oder Magen-Darm-Beschwerden in der Praxis erscheinen, sollten auf eine Infektion mit dem FSME-Virus gescreent werden. Bei Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, ist eine Impfung gegen FSME angezeigt – unabhängig davon, ob sie in einem Risikogebiet wohnen oder nicht.

Vor allem bei Kindern ist die Gefahr von Fehldiagnosen groß, da sich die FSME bei jungen Patient:innen häufig mit unspezifischen Symptomen einer Sommergrippe, wie Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen oder Magen-Darm-Beschwerden präsentieren kann. „Führen Sie in der Praxis eine Diagnostik durch“, appellierte Prof. Gerhard Dobler, München, an Hausärztinnen und Hausärzte. Die FSME kann auch bei Kindern zu schwerwiegenden Komplikationen, wie z. B. nicht reversiblen Lähmungen führen.

Bei der Risikoabschätzung für einen FSME-Fall solle man sich nicht nur auf die Karte des Robert Koch-Institutes (RKI), die FSME-Risikogebiete in Deutschland ausweist, verlassen – diese werde häufig missinterpretiert. Die weißen Gebiete auf der Karte bedeuten nicht, dass dort keine FSME-Fälle auftreten, sondern dass die Inzidenz nicht den Grenzwert übersteigt, bei dem der jeweilige Landkreis zu einem Risikogebiet deklariert wird. „Das FSME-Virus gibt es in ganz Deutschland“, so Dobler. „Wir können für keine Region in Deutschland Entwarnung geben.“, ergänzte Prof. Ute Mackenstedt, Hohenheim.

Impfung – ja oder nein?

Nach den Vorgaben des RKI gelten regional unterschiedliche Impfempfehlungen, die sich an den Inzidenzen orientieren. Dr. Rainer Oehme, Stuttgart, empfiehlt allerdings, die Entscheidung für oder gegen eine FSME-Impfung nicht am Wohnort festzumachen, sondern vielmehr an der potenziellen Exposition gegenüber Zecken, also am patientenindividuellen Freizeitverhalten.

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x