Device-detektiertes Vorhofflimmern und mehrere Komorbiditäten

Praxis-Depesche

Kein Nutzen oraler Antikoagulation

Eine orale Antikoagulation bei Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern und mehreren Begleiterkrankungen führt zu mehr Blutungen und keiner deutlichen Reduktion der Schlaganfallhäufigkeit. Das ist das Ergebnis einer Subanalyse der NOAH – AFNET 6 Studie, die von Dr. Julius Nikorowitsch vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) beim Jahreskongress der European Heart Rhythm Association (EHRA) in Berlin vorgestellt und im European Heart Journal veröffentlicht wurde.

Kürzlich wurde in der NOAH – AFNET 6-Studie (Non-Vitamin-K-Antagonist Oral Anticoagulants in Patients with Atrial High-Rate Episodes) festgestellt, dass eine Antikoagulation bei Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern Blutungsereignisse wie erwartet erhöhte, während die Schlaganfall-verhindernde Wirkung geringer als vermutet war. Dies gilt sogar für Menschen mit langen Episoden von Device-detektiertem Vorhofflimmern. Eine Metaanalyse von NOAH – AFNET 6 und einer weiteren Studie bestätigte einen Anstieg der Blutungen und stellte eine leichte Verringerung ischämischer Schlaganfälle unter Antikoagulation fest.

Nikorowitsch erklärt: „Höheres Alter, weibliches Geschlecht, Nierenerkrankungen, Diabetes, Herzinsuffizienz und andere Begleiterkrankungen erhöhen das Risiko unerwünschter kardiovaskulärer Folgen. Wir waren daran interessiert, ob bei Patient:innen mit mehreren dieser Risikofaktoren und Device-detektiertem Vorhofflimmern eine orale Antikoagulation die Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen senken könnte. Um dieses Problem anzugehen, haben wir eine vorab festgelegte Sekundäranalyse des NOAH – AFNET 6 Datensatzes durchgeführt.“

In der NOAH – AFNET 6 Studie wurden 741 ältere Patient:innen (Durchschnittsalter 79 Jahre, 52 % Frauen) mit Device-detektiertem Vorhofflimmern und mehreren Begleiterkrankungen (CHA2DS2-VASc-Score > 4) in zwei Gruppen untersucht, wobei die Teilnehmer:innen der einen Gruppe eine Antikoagulation mit Edoxaban, die der anderen Gruppe keine Antikoagulation erhielten. Dies liegt außerhalb der zugelassenen Indikation für Edoxaban. Ohne Antikoagulation war die Schlaganfallrate niedrig (1,3 % pro Jahr). Edoxaban reduzierte thromboembolische Ereignisse nicht wesentlich, erhöhte jedoch Blutungen und Todesfälle in dieser Patientengruppe. Höheres Alter, Diabetes und Nierenerkrankungen waren unabhängig voneinander mit Schlaganfällen, systemischen Embolien oder kardiovaskulären Todesfällen verbunden. Antikoagulation, Alter, Herzinsuffizienz, Diabetes, früherer Schlaganfall und Nierenerkrankung gingen mit schweren Blutungen oder Todesfällen einher.

Prof. Paulus Kirchhof, UKE, wissenschaftlicher Leiter der NOAH – AFNET 6 Studie, kam zu dem Schluss: „Die Ergebnisse stimmen mit denen der Hauptstudie überein: Die Schlaganfallrate bei Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern ist niedrig, selbst bei mehreren Begleiterkrankungen. Die Antikoagulation hatte nur einen geringen Einfluss auf Schlaganfälle und systemische Embolien. Unsere Ergebnisse können zusammen mit anderen Daten und unter Berücksichtigung der Einschränkungen aller Subgruppenanalysen dazu beitragen, die sichere und wirksame Anwendung oraler Antikoagulanzien bei Menschen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern und mehreren Schlaganfallrisikofaktoren in der klinischen Praxis und in zukünftigen Leitlinien anzupassen. Sie werfen außerdem die Frage nach neuen Methoden zur Identifizierung von Patient:innen mit Device-detektiertem Vorhofflimmern und hohem Schlaganfallrisiko auf, die von einer Antikoagulation profitieren könnten.“

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