Prostatakarzinom

Praxis-Depesche 4/2009

Die prompt wirkende Hormonblockade hat Zukunft

Bei metastasierendem Prostatakarzinom galt vor Jahrzehnten der Hormonentzug durch Orchiektomie als Goldstandard der Therapie. In den 80er Jahren wurde der Eingriff durch die pharmakologische Kastration ersetzt.

Damals verwendete man für diesen Zweck GnRH-Agonisten, die auf Dauer die Androgensekretion unterdrücken, aber initial zu einem unerwünschten Hormonanstieg mit Stimulation des Tumorwachstums und zum Teil lebensgefährlichen Nebenwirkungen führen können. Neuerdings bekommen sie Konkurrenz durch GnRH-Rezeptor-Antago­nisten, bei denen ein solcher initialer Anstieg nicht vorkommt. Ein solcher Antagonist ist Degarelix (befindet sich im Zulassungsverfahren). Nach den Worten von Prof. Maurice S. Michel, Mannheim, bildet er nach der Injektion ein Hydrogel-Depot, das ein langsam freisetzendes Release-System darstellt. Es bewirkt – ohne initialen Testosteron-Anstieg – eine hochwirksame medikamentöse Kastration und Unterdrückung des Tumorwachstums. Eine Phase-III-Studie über zwölf Monate belegte im Vergleich zu dem GnRH-Agonis­ten Leuprolid den schnellen Wirkungseintritt (Testosteron an Tag 3 bei fast allen Patienten unter 50 ng/ml) und die gute Verträglichkeit. Das PSA sank unter Degarelix signifikant stärker als unter Leuprolid. Die niedrigen Werte von Testosteron und PSA konnten über die gesamte Studiendauer gehalten werden. In der Studie wurde Degarelix als Einmonats-Depot (mit 160 mg bzw. 80 mg) angewendet. Ein Dreimonats-Depot befindet sich in Entwicklung. WE

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