Vorhofflimmern bei Älteren

Praxis-Depesche 1/2016

Diese Wirkstoffe verlängern das Überleben, vielleicht ...

Bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) steigt das jährliche Schlaganfall-Risiko stetig an. Nun wurde in Schweden untersucht, welche kardiovaskulären Medikamente das Überleben bei älteren VHF-Patienten signifikant verlängern. Dabei gab es auch Eindeutiges zu berichten, aber einige Überraschungen harren noch ihrer Erklärung.

Kommentar

Die Ergebnisse zeigen wohl nur einen Trend auf und sollten mit Vorsicht genossen werden, denn: 1. flossen nicht von allen Verschreibern die Verordnungen ein, 2. wurden Dosierungen nicht ausgewertet, und 3. könnte es relevante Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Wirkstoffklassen geben, die statistisch nicht erfasst wurden.

Redaktion Praxis-Depesche
Eine ambulante allgemeinärztlich versorgte Kohorte aus 3020 Männern und 3749 Frauen im Alter von mindestens 75 Jahren und mit diagnostiziertem VHF wurden in die Studie eingeschlossen. Alle wurden mit unterschiedlichen Klassen kardiovaskulärer Wirkstoffe behandelt. Mittels eines neuen statistischen Verfahrens, der Laplace-Regression, konnten für jedes Medikament die gewonnenen Lebensjahre errechnet werden. Man wertete den Zeitraum aus, nachdem mindestens 10% der Patienten unter einem speziellen Wirkstoff verstorben waren.
Die Gesamtmortalität betrug in dieser älteren Kohorte 18,2%. Das Überleben war mit Antikoagulanzien signifikant um 1,95 Jahre verlängert (95% KI 1,43-2,48 versus keine Antikoagulation). Aber auch im Vergleich mit Thrombozytenaggregationshemmern gewannen VHF-Patienten im Durchschnitt noch 0,78 Jahre. Thiazide verlängerten das Überleben um 0,81, Kalziumkanalblocker um 0,83 Jahre.
Es gab aber auch Ergebnisse mit Interpretationsbedarf: Für Betablocker errechnete man in der Gesamtkohorte einen signifikant positiven Effekt (+0,53 Jahre), in der geschlechterspezifischen Auswertung konnte man einen signifikanten Effekt nur noch für Frauen nachweisen (+0,60 Jahre). Bei ACE-Hemmern fand sich insgesamt nur für Frauen eine signifikante Lebenszeitverlängerung (+0,66 Jahre). Diese bislang nicht erklärten Unterschiede möchten die Autoren noch näher untersucht wissen. CB
Quelle:

Wändell PE et al.: Pharmacotherapy and mortality in atrial fibrillation – a cohort of men and women 75 years or older in Sweden. Age Ageing 2015; 44: 232-8

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