Praxis-Depesche 24/2007

Dranginkontinenz - Domäne moderner Anticholinergika

Infolge Tabuisierung durch die Betroffenen, „diskreten“ Versorgungsmöglichkeiten und des immer noch weit verbreiteten Irrglaubens, eine Harninkontinenz im Alter sei unabänderlich, wird das Problem Harninkontinenz erheblich unterschätzt. Mit modernen Anticholinergika kann bei Dranginkontinenz effektiv geholfen werden.

Moderne Anticholinergika senken die Detrusor-Kontraktilität und verbessern auf diese Weise Pollakisurie, Nykturie und den quälenden imperativen Harndrang. Zu den von der WHO als effektiv und nebenwirkungsarm klassifizierten Anticholinergika gehört neben Oxybutynin, Tolterodin und Propiverin auch Trospiumchlorid, das sich aufgrund seiner Struktur – es ist ein quartäres Amin – von den anderen Substanzen unterscheidet, erklärte Dr. Andreas Wiedemann, Witten. Diese tertiären Amine durchdringen die Liquorschranke und können bei zerebral vorgeschädigten oder grenzkompensierten Patienten zu Schlafstörungen, Veränderungen der Vigilanz bis hin zu neuro­psychiatrischen Krankheitsbildern wie Delir oder „night terror“ führen. Für Tros­piumchlorid findet sich in der Literatur kein Fallbericht zu solchen Nebenwirkungen. Da die Substanz nicht hepatisch, sondern unverändert renal eliminiert wird, sind keine pharmakologischen Interaktionen zu befürchten. Trospiumchlorid hemmt M2- und M3-Rezeptoren in einem ausgewogenen Verhältnis. Dies kann z. B. für Patienten mit neurogener Blasenstörung, wo der M2-Rezeptor pathophysiologisch entscheidend ist, von Vorteil sein. (GS)

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