Lebensqualität nach Operation

Praxis-Depesche 5/2021

Eine Herz-OP allein macht nicht glücklich

Soziodemographische Variablen sind ernst zu nehmende Kofaktoren bei der subjektiven gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach einer Herzoperation. Eine alleinige Behandlung der Symptome durch die Operation ist demnach noch kein Garant für eine verbesserte Lebensqualität der Patient:innen.
Vor allem eine an die Operation anschließende Rehabilitation kann in der Regel schon zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen. Trotz erfolgreicher Operation und Rehabilitation scheinen einige Patient:innen jedoch keine Verbesserung ihrer subjektiven Lebensqualität zu verspüren. Bisher gibt es kein standardisiertes Tool, das Hochrisikopatienten für eine verminderte Lebensqualität nach Herzoperationen bereits im Vorfeld identifizieren konnte. Diese Patient:innen würden von einer intensiveren Betreuung und sekundären postoperativen Interventionsprogrammen eindeutig profitieren.
Bei einer deutschen Kohortenstudie wurden aus diesem Grund die Daten von insgesamt 6.099 kardiologischen Patient:innen (mittleres Alter 68,5 ± 10,2 Jahre, 1.338 Frauen und 4.494 Männer) analysiert. Sie wurden sechs Monate nach ihrer Herzoperation nach ihrem medizinischen und soziodemographischen Status anhand des Nottingham-Health-Profils ( = NHP) befragt. Der NHP wird zur Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verwendet und kann den subjektiven Gesundheitszustand der Patient: innen erfassen. Ziel der Studie war es, Faktoren, die relevant für die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach einer Herzoperation waren, zu identifizieren. Anhand der Ergebnisse war es zudem möglich, Risikofaktoren für eine reduzierte gesundheitsbezogene Lebensqualität nach einer Herzoperation zu benennen. Vor allem klassische Symptome wie Brustschmerzen und Atemnot beeinträchtigten auch nach der Operation noch bis zu 15 % der Befragten und führten zu einer deutlich verminderten Lebensqualität. Anhand einer Regressionsanalyse und Risikofaktorenanalyse konnten zudem männliches Geschlecht, ein Alter unter 60 Jahren oder zwischen 60 und 74 Jahren, alleinlebend, Arbeitslosigkeit, eine Bypass- Operation, NYHA-Status II, III oder IV und Brustschmerzen als Risikofaktoren für einen niedrigen NHP-Score identifiziert werden. Erstmalig konnte in dieser Studie auch ein kumulativer negativer Effekt der einzelnen Faktoren beobachtet werden. Patient:innen mit mehreren Risikofaktoren hatten deutlich häufiger postoperativ niedrigere Scores in der Lebensqualität. Für die Zukunft ist ein Screening-Score von großem Interesse für eine engmaschigere Nachsorge von Hochrisikopatient:innen. GFI
Quelle: Schaal NK et al.: Health-related quality of life after heart surgery – identifification of high-risk patients: A cohort study. Int J Surg 2020; 76: 171-177

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