Einseitiger Pleuraerguss bei Leberzirrhose

Praxis-Depesche 15/2003

Finger weg von der Pleuradrainage!

Mediziner aus Israel berichten in einem Fallbericht über zwei Patienten mit einseitigem Pleuraerguss. Beide Patienten waren an einer Leberzirrhose erkrankt und hatten in diesem Zusammenhang auch den Pleuraerguss entwickelt - in solchen Fällen sollte man mit der Anlage von Pleuradrainagen und Pleurapunktionen sehr zurückhaltend sein.

Der 70-jährige Patient mit kryptogener Zirrhose stellte sich immer wieder mit großem rechtsseitigem Pleuraerguss und Dyspnoe vor. Der Erguss wurde wiederholt punktiert; große Mengen Flüssigkeit wurden abgelassen. Trotz Pleurodese mit Minocyclin und CPAP-Beatmung verschlechterte sich der Zustand des Patienten. In dem Pleurapunktat wurden Bakterien nachgewiesen und der Patient verstarb im septischen Schock. Beim zweiten Patienten kam es nach einmaliger Punktion eines rechtsseitigen hepatischen Pleuraergusses zu einem Pneumothorax, der jedoch nicht behandlungsbedürftig war. Nach einer TIPSS-Anlage bildete sich auch kein Pleuraerguss mehr. Im weiteren Verlauf wurde der Patient lebertransplantiert. Der "hepatische Hydrothorax" entsteht bei ca. 5% aller Patienten mit Leberzirrhose. Wahrscheinlich tritt freie intraabdominelle Flüssigkeit, also Aszites, durch kleine Zwerchfelllücken in den Pleuraraum. Man sollte zunächst versuchen, die Patienten medikamentös mit Diuretika zu behandeln. Falls die medikamentöse Therapie nicht greift, hat man drei weitere Möglichkeiten: eine Pleurodese über eine liegende Pleuradrainage, die Thorakoskopie mit Verschluss eventueller Zwerchfellrisse und Einbringen von Talkumpuder und zuletzt noch die Anlage eines TIPSS. Die wiederholte Punktion der hepatischen Pleuraergüsse oder die Anlage einer Pleuradrainage sollten möglichst unterlassen werden, da diese Eingriffe potenziell gefährlich und nicht effektiv sind. (MO)

Quelle: Borchardt, J: treating hepatic hydrothorax, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 326 (2003), Seiten: 751-752

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