In einer Studie mit attenuierten Dengue-Viren wurden bei Kindern Serokonversionsraten von 90% erzielt. Auch andere Studien mit Dengue oder dem West-Nil-Virus sind vielversprechend. Flaviviren sind RNA-Viren, die untereinander rekombinieren können. Durch ein doppeltes Crossing-over der RNA-Stränge können sie Genom-Teile austauschen. Werden nun attenuierte, lebende Viren als Impfstoffe eingesetzt, könnte eine Rekombination mit anderen Flaviviren zu virulenteren Viren führen. Bei Lebendimpfstoffen besteht immer auch die Gefahr der Reversion zum Wildtyp, wie sie z. B. bei Polioviren beobachtet wurde. Lassen sich Lebendimpfstoffe nicht vermeiden, müssten schon bei der Entwicklung Koinfektionen mit Wildtyp-Viren untersucht werden. Lebendimpfstoffe sollten nicht eingesetzt werden, wenn sich andere Flaviviren gerade in der Nähe ausbreiten. Zudem sollte besonders auf Nebenwirkungen und Krankheitsfälle geachtet werden. (MF)
Praxis-Depesche 4/2005
Flaviviren: Warnung vor Rekombinationsgefahr
Flaviviren umfassen Erreger wie Dengue-Virus, Japan-B-Enzephalitis-Virus, West-Nil-Virus, die Erreger von FSME und Gelbfieber. In ersten Studien zeigten sich Lebendimpfstoffe gegen einige dieser Viren erfolgreich.
Quelle: Seligman, SJ: Live flavivirus vaccines: reasons for caution, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 363 (2004), Seiten: 2073-2075