Johanniskraut auf dem Prüfstand

Neuro-Depesche 7/2001

Gesamtextrakt wirkt anders als isolierte Inhaltsstoffe

Die Wirksamkeit von Johanniskraut in der Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen ist ausreichend dokumentiert. Gesicherte Aussagen über die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe wurden jetzt auf einem Workshop des Kieler Creutzfeld-Instituts zusammengefasst.

Angesichts der Vielfalt unterschiedlicher Johanniskraut-Präparate besteht häufig Unsicherheit über die Qualitäts- und Auswahlkriterien. Bis jetzt sind 50 bis 70% der Inhaltsstoffe des Johanniskrauts bekannt - bei einigen wurden antidepressive Wirkungen unterschiedlicher Stärke nachgewiesen. Da bis 50% der Inhaltsstoffe nicht identifiziert sind, darf die antidepressive Wirkung des Gesamtextrakts nicht auf wenige Substanzen fokussiert werden. Aus pharmakologischer Sicht sinnvoll sind Anteile von 4 bis 8% Flavonoide, 0,1 bis 0,3% Hypericin und mindestens 10% Procyanidine. Die Konzentrationen an Hyperforin sollten wegen der konzentrationsabhängigen Induzierung hepatischer Enzyme des Cytochrom P450-Systems nicht mehr als 3% betragen, forderte Prof. Dr. Adolf Nahrstedt, Münster. Kritisch betrachtet werden sollte das vermeintlich gehäufte Auftreten von Zwischenblutungen unter der Einnahme von Johanniskraut und oralen Kontrazeptiva, da einige Hormonpräparate eine relativ hohe Spontanrate von Zwischenblutungen zeigen. Betont wurde ausdrücklich, dass orale Kontrazeptiva keine Kontraindikation für Johanniskraut-Präparate darstellen: Die Blutspiegel oraler Kontrazeptiva bleiben unter Hypericum offenbar unverändert.

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