Chronische Nierenerkrankung

Praxis-Depesche 7/2015

GFR richtig schätzen

Die Nierenfunktion bestimmt man am besten mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Diese lässt sich mit verschiedenen Formeln abschätzen. Aber welche liefert die sicherste Prognose?

Die meisten Schätzungen der GFR basieren auf der Kreatinin-Clearance in Abhängigkeit verschiedener Variablen wie Alter, Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit. Weit verbreitet ist die Berechnungsformel der MDRD-Studie. Genauere Prognosen verschiedener renaler und kardiovaskulärer Endpunkte bei chronischer Nierenerkrankung liefert die Kreatinin-basierte GFR-Schätzung der CKD-EPI (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration).
Andere Gleichungen beruhen auf Cystatin C statt Kreatinin oder einer Kombination beider. Ein erhöhter Cystatin-C-Spiegel ist unabhängig von der GFR mit einem größeren Risiko für unerwünschte Ereignisse verbunden. Eine zusätzliche Berücksichtigung von Cystatin C bei der GFR-Berechnung kann daher die Genauigkeit der Prognosen verbessern. Erst ein Unterschied von 14% zwischen zwei berechneten GFR-Ergebnissen gilt als klinisch signifikant.
Für die klinische Praxis empfehlen die Autoren folgendes Vorgehen: Zur allgemeinen Diagnose und Überwachung einer chronischen Nierenerkrankung sollte man zunächst die GFR auf Basis der Kreatinin-Clearance schätzen und das Verhältnis von Albumin und Kreatinin im Urin bestimmen. Eine zweite GFR-Berechnung auf Basis von Cystatin-C wird bei Patienten mit leichter bis mittelstarker Erkrankung empfohlen (GFR 45 - 59 ml/min/1,73 m², keine Albuminurie). Ein Ergebnis unter 60 ml/min/1,73 m² bestätigt das Vorliegen einer chronischen Nierenerkrankung. Aufgrund der hohen Kosten sollte man von wiederholten Messungen und bei anderen Patientengruppen von einer Cystatin-CBestimmung absehen. Die Untersuchungsintervalle sollte man gemäß den Leitlinien wählen und ggf. individuell anpassen. OH
Quelle:

Lamb EJ et al.: What is the best glomerular filtration marker ... BMJ 2015; 350: g7667

ICD-Codes: N03.5

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