Schlaganfall

Praxis-Depesche 9/2016

Gleichgewichtstraining mit virtueller Realität

Der nach einem Schlaganfall häufig eingeschränkte Gleichgewichtssinn macht es den Patienten oft schwer, ihren Alltag unabhängig bestreiten zu können. Dank moderner VR-Technik ist es möglich, die komplexe Gleichgewichtskontrolle wiederherzustellen.

Die Gleichgewichtskontrolle wird durch vestibuläre Sinnesreize, propriozeptive Sensoren und visuelle Informationen gesteuert. Um diese komplexen Prozesse zu trainieren, haben Interventionen auf Basis von virtueller Realität (VR) entscheidende Vorteile gegenüber konventionellen Methoden. VR-Technologien nutzen Computer- generierte Simulationen, um dem Nutzer eine virtuelle Umwelt „vorzugaukeln“, die er realitätsnah wahrnehmen kann. So erhält der Patient in der VR-Umgebung beim wiederholten Üben viel mehr Feedback zu seiner vestibulären, visuellen und somatosensorischen Wahrnehmung, und motorische und kognitive Prozesse werden gleichzeitig gefördert. Dass VR-basiertes Gleichgewichtstraining bei Schlaganfallpatienten tatsächlich effektiv ist, zeigt eine Metaanalyse mit 16 randomisiert-kontrollierten Studien. Fünf der eingeschlossenen Interventionen nutzten dabei die Wii-Fit-Konsole für das Training. Verglichen wurde das VR-Training meist mit einer konventionellen Physiotherapie (n=9) oder mit Training auf dem Laufband (n=2). Die Dauer der Intervention betrug meist drei bis sechs Wochen. Im Schnitt verbesserten die VR-Übungen gegenüber konventionellen Methoden den Berg-Balance- Score um 1,46 Punkte und die Leistung beim Timed-Up-and-Go-Test um 1,62 Punkte. Einer Studie zufolge macht das VR-Training auch signifikant mehr Spaß (Physical-Activity-Enjoyment- Scale-Score 79,15 vs. 72,47; p=0,03). OH
Quelle:

Li Z et al.: Virtual reality for improving balance ... Clin Rehab 2016; 30(5): 432-40

ICD-Codes: I64

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