Gesunde Ernährung

Praxis-Depesche 6/2022

Glutenfrei schlecht für das Herz?

Kann man mit einer glutenreduzierten oder glutenfreien Ernährung Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vorbeugen oder ist „glutenfrei“ sogar schädlich für das Herz, wie manche Studien vermuten lassen? Ganz unbegründet ist die Sorge nicht.
Praxisfazit
Eine glutenfreie Ernährung kann, wenn sie nicht mit Bedacht ausgeführt wird, einseitig werden und möglicherweise sogar das Diabetesrisiko erhöhen. Auch wenn die Evidenz hierzu nicht eindeutig ist schadet es nicht, Patient:innen, die sich glutenfrei ernähren, an die Grundprinzipien einer ausgewogenen Ernährung zu erinnern und ggf. zu empfehlen, einen genaueren Blick auf die Zusammensetzung glutenfreier Produkte zu werfen.
Umfragen zufolge geben bereits 4 % aller Deutschen an, sich glutenfrei zu ernähren. Es gibt aber Bedenken, dass eine glutenfreie Ernährung nicht ausgewogen ist. Denn wer glutenhaltige Produkte meidet, isst schließlich auch weniger Vollkornprodukte, und viele glutenfreie Produkte enthalten relativ viel Fett, Zucker und damit auch viele Kalorien.
Ein Team von Cochrane-Autor:innen hat nun den Zusammenhang zwischen einer glutenreduzierten bzw. glutenfreien Ernährung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgeprüft. Insgesamt lässt die derzeitige Evidenzlage keinen klaren Einfluss einer glutenarmen Ernährung auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen.
Anders sah die Datenlage in puncto Diabetes aus. Hier ergab sich ein möglicher Zusammenhang zwischen einer reduzierten Aufnahme von Gluten und einem leicht erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes, der wiederum ein bedeutender Risikofaktor für Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems darstellt. Da die untersuchten Daten aber von geringer Qualität waren, kann man daraus keine Empfehlungen für die Praxis ableiten. EG
Quelle: Schmucker C et al.: Effects of a gluten‐reduced or gluten‐free diet for the primary prevention of cardiovascular ... Cochrane Database Syst Rev 2022; 2(2): CD013556

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