ZNS-Beteiligung bei Lupus

Praxis-Depesche 8-9/2019

Gute Prognose bei Psychose

Psychosen sind eine seltene, aber dramatische zentralnervöse Komplikation bei Patienten mit systemischem Lupus erythematosus (SLE). Aufgrund der geringen Fallzahlen waren bislang kaum Daten zur Prävalenz, den Risikofaktoren und dem klinischen Outcome SLE-bedingter Psychosen vorhanden. Nun widmeten sich kanadische Forscher dem Thema.
In die prospektive Kohortenstudie eingeschlossen waren 1.826 SLE-Patienten aus 31 Studienzentren, die jährlich auf neuropsychiatrische Symptome einschließlich Psychosen untersucht und zu ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität befragt wurden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 35 Jahre, 88 % waren Frauen.
In einem mittleren Beobachtungszeitraum von 7,4 Jahren wurden 31 psychotische Ereignisse bei 28 Patienten registriert, was einer Prävalenz von 1,53 % entspricht. Bei dem Großteil der betroffenen SLEPatienten trat die erste psychotische Episode innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose auf (80 %), wobei es in 93 % der Fälle bei einem einmaligen Ereignis blieb. Am häufigsten waren direkt SLE-bedingte Psychosen (89 %), die per Definition innerhalb von zehn Jahren nach der SLE-Diagnose einsetzten und für die keine andere Ursache als der SLE feststellbar war (wie etwa eine primäre oder Substanz-/Medikamenten- induzierte psychotische Störung).
Die univariate Analyse ergab ein erhöhtes Psychose-Risiko für SLE-Patienten männlichen Geschlechts (HR 2,58), afrikanischer Abstammung (HR 4,8), jüngeren Alters (HR 1,36) sowie für diejenigen, die weitere fokal-neurologische oder diffus-psychiatrische Defizite aufwiesen (HR 3,86 bzw. 6,36). Alle genannten Assoziationen konnten im Rahmen der multivariaten Regressionsanalyse bestätigt werden.
Fast die Hälfte der 28 betroffenen SLEPatienten wurde vor Einsetzen der psychotischen Symptome mit täglich durchschnittlich 20,3 mg Kortikosteroiden behandelt. Obwohl deren somatotoxische Wirkung gut beschrieben ist, ist die Datenlage zu neuropsychiatrischen Begleiterscheinungen noch ungenügend.
Zwar fungiert der Terminus „Steroid-Psychose“ inzwischen als Sammelbegriff für eine heterogene Gruppe neuropsychiatrischer Symptome, validierte diagnostische Kriterien der Patienten liegen bislang jedoch nicht vor. Zudem hatte eine frühere Untersuchung an 2.069 Patienten ergeben, dass die Einnahme von Kortikosteroiden in nur 0,14 % der Fälle zur Entwicklung einer Psychose entsprechend den DSM-IV-Kriterien führt.
In der vorliegenden Studie besserte sich der Großteil der psychotischen Beschwerden im Laufe der Beobachtungszeit. Bei 80 % der betroffenen Patienten verschwanden die Symptome noch innerhalb der ersten zwei Jahre nach der SLE-Diagnose, was mit einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität einherging.
Insgesamt scheinen SLE-assoziierte Psychosen selten und vor allem im frühen Krankheitsstadium aufzutreten. Da sie die Lebensqualität jedoch deutlich negativ beeinflussen, empfehlen die Autoren – trotz der guten Aussichten auf Remission – ein sorgfältiges Follow-up. R G
Quelle: Hanly JG et al.: Psychosis in systemic lupus … Arthritis Rheumatol 2019; 71(2): 281-9
ICD-Codes: L93.0

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