Wer ist für das Prostata-CA-Screening verantwortlich? Hausärzte, Urologen oder beide? Europäische Leitlinien beantworten diese Frage nicht ausreichend. Daher wurden nun die Daten von 103 Iren, die bis Oktober 2013 vom Hausarzt in ein Prostata-Zentrum überwiesen worden waren, ausgewertet. Allen wurde in dem Tertiärzentrum eine Prostata-Biopsie entnommen und die histologischen Ergebnisse mit den zuvor bestimmten PSA-Werten und dem Befund der DRU verglichen.
Alle Patienten wiesen einen normalen altersadjustierten PSA-Wert auf. 67% wurden allein aufgrund des auffälligen Befundes in der DRU überwiesen. Bei 35% der Patienten mit normalem PSA zeigte sich ein Prostata-CA. Die Palpation der Prostata-Drüse kam als alleinige Untersuchung, durchgeführt von Hausärzten, auf eine Sensitivität von 81% und Spezifität von 40%. Hausärzte fanden bei 72% der Patienten palpatorische Auffälligkeiten, die nachuntersuchenden Urologen bei 58% (entspricht einer Konkordanzrate von 76%).
Die digital-rektale Untersuchung der Prostata wird häufig vernachlässigt und unterschätzt. Dass das ein Fehler ist, zeigte diese Studie. Ohne DRU wäre eine relevante Anzahl von Patienten mit Prostata-CA nicht zum Spezialisten überwiesen worden. Hausärzte sollten unbedingt die Untersuchung der Prostata in ihre Vorsorgeroutine von Männern übernehmen – unabhängig vom PSA-Wert. CB
PRAXIS-TIPP: Unabhängig vom PSA-Wert
Hausärzte, untersucht die Prostata!
Zur Vorsorge des Prostata-Karzinoms gehört neben dem PSA-Wert auch die digital-rektale Untersuchung (DRU). Besonders in der Hausarztpraxis kommt dieser Untersuchung ein hoher Stellenwert zu, wie eine aktuelle irische Studie zeigt.
Walsh AL et al.: Digital rectal examination in primary care is important for early detection of prostate concer: a retrospective cohort analysis study. Br J Gen Pract 2014; 64: e783-7