Längsschnittstudie bei Jugendlichen
„Heavy drinking" stört die Hirnentwicklung – bei Jungen und bei Mädchen
Dass jeder Vollrausch Hirnzellen kostet, ist eine Volksweisheit. Kalifornische Psychiater fanden nun in einer Längsschnitt-MRT-Studie heraus, dass ein „Heavy drinking“ bei Jugendlichen die normale Hirnentwicklung beeinträchtigt und zu beträchtlichen morphologischen Veränderungen führt. Betroffen waren in verschiedenen Regionen und Strukturen sowohl die graue als auch die weiße Substanz.
Kommentar
Wöhrend der Adoleszenz spielen sich im Gehirn wichtige Reifungs- und Umstrukturierungsprozesse ab. Bedingt durch eine neuronale „Bereinigung“ kommt zu einer physiologischen Verringerung der grauen Substanz, und durch Myelinisierung und zunehmende Ausdehnung von Axonenen wächst die weiße Substanz. In dieser Studie wurden Hirnmorphometrie und Alkoholkonsum über längere Zeiträume und in einer größeren Gruppe von Adoleszenten als je zuvor untersucht. Die festgestellten alkoholbedingten Hirnveränderungen, die – zumindest teilweise – mit Befunden von chronisch Alkoholabhängigen übereinstimmen, sollten wachrütteln und angesichts der vielen „Koma-Trinker“ helfen, ein schweres Trinken bei Jugendlichen stärker in den präventiven und therapeutischen Fokus rücken.
Squeglia LM et al.: Brain development in heavydrinking adolescents. Am J Psychiatry 2015; 172(6): 531-42