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Praxis-Depesche 7-8/2022

Herzinsuffizienz ist auch Frauensache

Die Herzinsuffizienz wird nach wie vor als „Männerproblem“ wahrgenommen. Dies ist aber eine Fehlannahme, denn die lebensverändernde Erkrankung betrifft Frauen genauso häufig wie Männer. Dennoch werden Frauen in der Diagnostik und Versorgung erheblich weniger berücksichtigt, wie führende internationale Expertinnen im Rahmen einer Veranstaltung von Boehringer Ingelheim und Lilly anhand erschreckender Zahlen verdeutlichten: Im Durchschnitt erhalten Frauen die Diagnose Herzinsuffizienz fast sechsmal später als Männer, und sie werden im Vergleich zu Männern fast doppelt so häufig falsch diagnostiziert. Zudem werden Männer oft aggressiver therapiert. Zu diesem Ungleichgewicht in der Versorgung tragen verschiedene Faktoren bei, erklärte Martha Gulati, MD, Präsidentin der American Society for Preventive Cardiology (ASPC). Da in bisherigen klinischen Studien zur Herzinsuffizienz überwiegend männliche Patienten eingeschlossen wurden, lassen sich viele Diagnose- und Therapievorgaben nicht 1:1 auf Frauen übertragen. Zum Beispiel haben Frauen im Allgemeinen eine bessere kardiale Pumpleistung als Männer, weshalb die festgelegten Grenzen der Ejektionsfraktion auf sie nicht in gleichem Maße zutreffen. Auch werden einige Medikamente von Frauen anders verstoffwechselt – sie reagieren z. B. stärker auf Betablocker. Ein großes Problem ist aber auch eine ungleiche Wahrnehmung seitens des medizinischen Fachpersonals. Oft fehlt das Bewusstsein für Risikofaktoren, die speziell Frauen für Herzinsuffizienz prädisponieren, z. B. Schwangerschafts-Komplikationen oder Brustkrebs. Sehr viele Patientinnen berichten außerdem, dass ihren Symptomen oft weniger Gehör geschenkt oder andere Gründe dafür gesucht werden.

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