Medikamentöse Therapie bei Hörsturz

Praxis-Depesche

Hochdosis-Steroidtherapie nicht wirksamer als Standardbehandlung

Eine deutschlandweite Studie unter Leitung der Universitätsmedizin Halle zeigt, dass hochdosierte Medikamente bei einem Hörsturz nicht wirksamer sind als die Standardtherapie, jedoch zu mehr Nebenwirkungen führen. Die Studienergebnisse stellen darüber hinaus die Wirksamkeit der Standardtherapie infrage.

Aus dem gesamten Bundesgebiet wurden 325 Patient:innen in 39 Behandlungszentren auf drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt die bisherige Standardtherapie (60 mg/d Prednisolon oral für fünf Tage), zwei Gruppen eine deutlich höhere Dosierung (250 mg/d Prednisolon i.v. für fünf Tage oder 40 mg/d Dexamethason oral für fünf Tage). Die Glukokortikoide wurden dann weitere fünf Tage lang ausgeschlichen. Anschließend hat man untersucht, inwiefern sich das Gehör nach 30 Tagen verbessert hat und welche Beschwerden auftraten.

 „Eine höhere Dosis von Glukokortikoiden zeigte keine besseren Therapieerfolge gegenüber der Standardtherapie. Allerdings traten mögliche Nebenwirkungen wie beispielsweise erhöhte Blutzuckerwerte oder eine Verschlechterung des Bluthochdrucks häufiger auf“, fasst Prof. Stefan Plontke, Studienleiter und Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an der Universitätsmedizin Halle, die Ergebnisse zusammen. Trotz sofortiger Therapie mit Glukokortikoiden bestanden in allen Gruppen bei den meisten Personen weiterhin Defizite. Selbst in der Gruppe mit der Standardtherapie, die nach 30 Tagen am besten abgeschnitten hatte, war bei 60 % der Personen keine vollständige Besserung eingetreten.

„Obwohl diese Medikamente seit 50 Jahren weltweit in der Hörsturz-Erstbehandlung zum Einsatz kommen, gibt es keinen belastbaren wissenschaftlichen Beweis für die Wirksamkeit. Ob die Therapie mit Glukokortikoiden wirksam, unwirksam oder schlechter als ein Placebo ist, müsste nun in einer Folgestudie untersucht werden“, erklärt Plontke. Grundsätzlich werden dringend weitere neue medikamentöse Therapiemöglichkeiten bei Hörsturz benötigt, so der Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

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