Orale Immuntherapie

Praxis-Depesche 12/2014

Hoffnung für Erdnuss-Allergiker

Viele Lebensmittel können Spuren von Nüssen enthalten. Eine Desensibilisierung in oraler Form könnte Erdnuss-Allergikern das Leben erleichtern.

KOMMENTAR

Bevor die orale Immuntherapie in der klinischen Praxis eingesetzt werden kann, müssen erst die Kurz- und Langzeitauswirkungen untersucht und die exakten Mechanismen aufgeschlüsselt werden. Auch wenn die OIT vermutlich keine Universallösung darstellen wird, sollte man ihren potenziellen Nutzen zumindest für manche Allergikergruppen nicht unterschätzen.

Greenhawt MJ: STOPping peanut allergy: the saga of food oral immunotherapy. Ebd. 1272-4
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Greenhawt+MJ%3A+STOPping+peanut+allergy%3A+the+saga+of+food+oral+immunotherapy.+Ebd.+1272-4

Aufgrund des hohen Anaphylaxie-Risikos muss man bei einer Erdnuss-Allergie besonders beim Essen aufpassen. Ob eine orale Immuntherapie (OIT) Abhilfe schaffen kann, wurde in der randomisierten kontrollierten Crossover-Studie STOP II getestet. In der ersten 26-wöchigen Phase nahmen 99 Kinder (sieben bis 16 Jahre) mit unterschiedlich schwerer Erdnuss-Allergie entweder 800 mg/Tag gemahlenes Erdnussprotein zu sich oder vermieden die Hülsenfrucht (Kontrolle). Im Anschluss wurden beide Gruppen einem doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Nahrungsmittelbelastungstest (NMBT) unterzogen. Als desensibilisiert galten Teilnehmer mit negativem Testergebnis bei 1400 mg Erdnussprotein. In der zweiten Phase wurden auch die Kinder der Kontrollgruppe behandelt. Die tägliche Erdnussdosis steigerte die Toleranzgrenze im Mittel um das 25,5-fache (1345 mg, p<0,001). Nach der ersten Phase waren 62% der OIT-Patienten desensibilisiert (24 von 39, 95% KI 45- 78%). Nach der zweiten Phase tolerierten 91% der Kinder 800 mg (ca. fünf Erdnüsse) und 54% sogar 1400 mg (ca. zehn Erdnüsse). Die Maßnahme verbesserte auch die Lebensqualität der Teilnehmer (gemessen am „Food Allergy Quality of Life“-Fragebogen zur Erfassung Allergie-assoziierter emotionaler Einflüsse, Ängste und Einschränkungen). Nebenwirkungen waren meist gering und gastrointestinal: Am häufigsten traten Erbrechen, oraler Pruritus oder Keuchatmung auf. Nur in einem Fall war eine i.m. Adrenalininjektion nötig. OH

Quelle:

Anagnostou K et al.: Assessing the efficacy of oral immunotherapy for the desensitation of peanut allergy in children (STOP II): a phase 2 randomised controlled trial. Lancet 2014; 383: 1297-304

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