Sulfonylharnstoffe und Warfarin

Praxis-Depesche 1/2016

Hypoglykämierisiko erhöht!

Beeinflusst eine Warfarin-Einnahme (USÄquivalent zu Phenprocoumon) die Wirkung der Sulfonylharnstoffe Glipizid und Glimepirid? Eine aktuelle Studie zeigt: ja. Aber in digitalen Wechselwirkungs- Checks ist das noch nicht konsequent umgesetzt.

Warfarin kann Sulfonylharnstoffe aus der Proteinbindung drängen und so die Plasmaverfügbarkeit erhöhen. Zudem werden beide Wirkstoffe über das Zytochrom CYP2C9 verstoffwechselt. Diese beiden Überlegungen führten die Autoren zu der Frage, ob diese Wechselwirkung auch klinisch relevant ist. Um das zu klären, untersuchten sie die Krankenversicherungsdaten von über 460 000 Diabetikern, denen Glipizid oder Glimepirid verschrieben worden war (Glipizid ist nicht in Deutschland erhältlich).
15,4% der Patienten wurde gleichzeitig auch der Vitamin-K-Antagonist Warfarin verordnet (das entsprach 416 000 auswertbaren Patienten-Quartalen mit der Komedikation Sulfonylharnstoff/Vit.-K-Antagonist). Das Risiko, wegen einer Hypoglykämie notfallmäßig ins Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen, war bei der Komedikation um 22% erhöht (im Vergleich zur alleinigen Glipizid/ Glimepirid-Gabe). Besonders groß war das Wechselwirkungsrisiko bei einer Warfarin- Erstverordnung und bei älteren Patienten zwischen 65 und 74 Jahren. Als Nebenergebnis zeigte sich, dass auch sturzbedingte Frakturen unter der Antikoagulanz-Antidiabetikum- Komedikation 47% häufiger waren. Diese Wechselwirkung hat es bislang noch nicht in alle digitalen Interaktionsprüfungen (AMTS-Check) im Internet oder in Praxisverwaltungssysteme geschafft. Man sollte in der Praxis also auch selbst darauf achten, besonders wenn man einem älteren Diabetiker unter Sulfonylharnstoff-Therapie zusätzlich einen Vitamin-K-Antagonisten verordnet. CB
Quelle:

Romley JA et al.: Association between use of warfarin with common sulfonylureas and serios hypoglycemic events: retrospective cohort analysis. BMJ 2015; 351: h6223

ICD-Codes: E16.0

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