Zu Beginn der Studie wurden bei 615 normoglykämischen Männern und Frauen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren ein oraler Glukose-Toleranztest durchgeführt und die Serumkonzentrationen von IGF-I und IGFBP-I bestimmt. Im Follow-up von 4,5 Jahren trat bei 44 Probanden eine pathologische Glukosetoleranz und bei sieben ein Typ-2-Diabetes auf. Unabhängig von anderen Risikofaktoren hatten Personen mit hohen IGF-I-Spiegeln (über 152 µg/l) ein signifikant geringeres Risiko, eine Glukoseintoleranz oder einen Diabetes zu entwickeln (OR 0,5). Dieser Effekt wurde jedoch nur bei niedrigen IGFBP-I-Leveln beobachtet. Die Glukosetoleranz hängt offensichtlich entscheidend von der Konzentration an zirkulierendem IGF-I und IGFBP-I ab. Die Zufuhr von IGF-I bewirkte bei Diabetikern tatsächlich auch einen geringeren Insulinbedarf. Die Interaktionen der beteiligten Faktoren sind allerdings außerordentlich komplex, so dass an eine therapeutische Anwendung von IGF-I vorläufig noch nicht zu denken ist. (GW)
Regulation des Kohlenhydrat-Stoffwechsels
Praxis-Depesche 8/2003
IGF-I schützt vor Glukose-Intoleranz
Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass der Insulin-like growth factor I (IGF-I) und das IGF-binding protein I (IGFBP-I) eine wesentliche Rolle bei Glukose-Stoffwechsel und -Homoöstase spielen. Welchen Einfluss die individuellen IGF-I und IGFBP-I-Spiegel auf die Entwicklung einer Glukoseintoleranz tatsächlich haben, wurde in einer englischen Studie untersucht.
Quelle: Sandhu, MS: Circulation concentrations of insulin-like growth factor-I and development of glucose intolerance: a prospective observational study, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 359 (2002), Seiten: 1740-1745