Bandscheibenvorfälle sorgen für heftige Schmerzen und sind mit erhöhten Spiegeln an proinflammatorischen Zytokinen wie Interleukin 6 (IL-6) und IL-8 assoziiert. Eine prospektive Studie untersuchte nun erstmals den Einfluss von IL-6 auf die Erholungsrate von Patienten mit radikulärer Lumbalgie.
Hierfür untersuchte man 110 Patienten mit symptomatischem lumbalen Bandscheibenvorfall, die anschließend fallabhängig konservativ oder operativ behandelt wurden (63 bzw. 37%). Bei Baseline und ein Jahr später untersuchte man Serumspiegel von IL-6 und IL-8, Bandscheibendegeneration und Deckplattenveränderungen (Modic-Zeichen). Den Fortschritt der Genesung bestimmte man anhand der Änderungen im Oswestry- Disability-Index (ODI) und am Schmerzgrad in Lumbalregion und Beinen mittels visueller analoger Schmerzskala (VAS).
Nach einem Jahr hatte sich der Zustand der Patienten verbessert (mittlere Veränderung des ODI 16,5; SD 18,7). Ein hoher IL-6-Spiegel wirkte sich dabei negativ auf die Genesung aus (Regressionskoeffizient B=-3,41; 95% KI -5,51 bis -1,30; p=0,002). Schlechte Erholungsergebnisse waren außerdem assoziiert mit hochgradigen Rückenschmerzen und einer längeren Vorgeschichte von radikulärer Lumbalgie vor der Behandlung, nicht-operativem Management und einem geringen Bildungsniveau. Bandscheibendegeneration und Modic-Zeichen beeinflussten die Genesung hingegen nicht.
Vermutlich erhöht eine gesteigerte Freisetzung von IL-1b die Konzentration von IL-6 und vice versa. Neben seiner entzündungsfördernden Wirkung induziert das Zytokin IL-1 vermutlich auch eine gesteigerte Schmerzsensitivität. Ein hoher IL-6-Wert bei radikulärer Lumbalgie ist nicht nur Hinweis auf eine schlechtere Genesung, sondern auch ein Risikofaktor für die langfristige Entwicklung von körperlichen Einschränkungen bei dieser Patientengruppe. OH