Management einer Autoimmunkrankheit

Praxis-Depesche 4/2002

Immunmodulation bei Myasthenia gravis

Verschiedene Faktoren sind für Art und Zeitpunkt einer Immuntherapie bei Myasthenia-gravis-Patienten entscheidend. Trotz etablierter Strategien ist eine optimale Therapie noch nicht erreicht.

Die Myasthenia gravis zählt zu den weitgehend aufgeklärten Autoimmunkrankheiten: Sowohl das Zielantigen (Azetylcholin-Rezeptor) als auch die entsprechenden Autoantikörper sind gut charakterisiert. Den derzeitigen Stand ausgereifter Therapiemöglichkeiten haben Wissenschaftler der University of Sydney, Australien, näher beleuchtet. Lautet die Diagnose generalisierte MG, beginnt die Therapie mit Azetylcholinesterase-Hemmern, meist Pyridostigmin. Parallel dazu wird die immunmodulatorische Behandlung begonnen: Kortikosteroide sind Mittel der Wahl. Neurologen empfehlen einschleichende Prednisolon- Dosierungen (10 bis 20 mg/d mit einer Erhöhung um 5 bis 10 mg pro Woche) - Nebenwirkungen werden so gering gehalten. Bei schlechtem Ansprechen auf Steroide hat sich die zusätzliche Gabe von Azathioprin, eines Hemmstoffs der T-Zell-Entwicklung, als geeignet erwiesen. Ist Azathioprin kontraindiziert - z. B. aufgrund eines gewissen teratogenen Potenzials bei Frauen im gebärfähigen Alter - empfehlen die Autoren Ciclosporin, Cyclophosphamid oder Mycophenolat-Mofetil, Immunsuppressoren, die ebenfalls Funktion und Proliferation von T- und B-Zellen modulieren. Behandlungen wie Plasmapharese und intravenöses Immunglobulin kommen in erster Linie als akute Therapie bei Krisen bzw. prä- und postoperativ zum Einsatz. Die Rolle der Thymektomie ist trotz ihrer über 60-jährigen Geschichte nicht ganz geklärt - besonders bei okulärer Myasthenia gravis oder älteren Patienten.

Quelle: Spring, PJ: Myasthenia gravis - options and timing of immunomodulatory treatment, Zeitschrift: BioDrugs, Ausgabe 15 (2001), Seiten: 173-183

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