Werden Menschen mit Migrationshintergrund erstmals in einer Praxis vorstellig, sollte man wissen, welche Infektionskrankheiten es je nach Herkunftsland abzuklären gilt. Um allen Patient:innen die bestmögliche Versorgung zu sichern, hat eine spanische Arbeitsgruppe eine computergestützte klinische Entscheidungshilfe (CDSS, clinical decision support system) entwickelt. Sie gibt Ärztinnen und Ärzten patientenindividuelle Screening-Empfehlungen an die Hand.
Die fehlende Erfahrung von ärztlichem Personal bei der Bewertung migrationsbedingter Risikofaktoren für die Entwicklung von Infektionskrankheiten ist ein Grund dafür, dass diese oft unerkannt bleiben. Das Tool IS-MiHealth gibt anhand vorher definierter Screening-Kriterien, die auf Grundlage der Prävalenz der jeweiligen Erkrankung im Herkunftsland und dem Alter der Patient:innen ausgearbeitet wurden, Ärzt:innen gezielte Anweisungen, auf welche Infektionskrankheiten Patient:innen untersucht werden sollten.
Acht Allgemeinarztpraxen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Entweder nutzten sie das digitale Screeningtool (Interventionsgruppe) oder sie führten die Untersuchungen routinemäßig (Kontrollgruppe) durch. Insgesamt wurden 15.780 Personen mit Migrationshintergrund > 16 Jahre in den acht Praxen registriert, die sich zwischen März und Dezember 2018 mindestens einmal vorstellten. 92,51 % davon wurden auf mindestens eine Infektionskrankheit untersucht.
Höhere Diagnoserate dank digitaler Unterstützung
In der Interventionsgruppe gab es 2,57 % neu diagnostizierte Infektionskrankheiten, während es in der Kontrollgruppe nur 1,49 % waren (Odds Ratio, OR 2,08; 95 %-KI 1,63–2,64). Die Praxen, die das digitale Tool nutzten, konnten ihre monatliche Diagnoserate um 5,80 (95 %-KI 1,23–10,38) zusätzliche Diagnosen im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhen.
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