Kasuistik

Praxis-Depesche 12/2020

Innovative Therapie bei Postinfarkt-Herzinsuffizienz

Berichtet wird über die Implantation eines Transcatheter-Ventricular Enhancement- Systems nach einem vorausgegangenen Myokardinfarkt, bei der die Platzierung der Anker echokardiographisch erfolgte und der Erfolg der Implantate direkt postprozedural verifiziert wurde.
Bei der hier angewandten LIVETM-Therapie (Less Invasive Ventricular Enhancement) handelt es sich um eine weniger invasive katheterbasierte Behandlung, bei der die ischämiebedingte Narbe im Myokard des linken Ventrikels mittels mehrerer Anker gerafft und so vom gesunden Herzmuskelgewebe ausgeschlossen wird. Diese Technik stellt eine Alternative zum Operationsverfahren nach Dor dar, bei der nach einer Sternotomie und unter Anwendung der Herz-Lungen-Maschine eine Ventrikelrekonstruktion durchgeführt wird.
Beschrieben wird der Fall eines 69-jährigen Patienten, der nach einem akuten Myokardinfarkt mit Verschluss der Ramus interventricularis anterior der linken Koronararterie eine ischämische Kardiomyopathie entwickelt hatte. Die sich apikal befindende Myokardnarbe hatte schon zu Umformungen des linken Ventrikels geführt. Anhand einer 3D-Computertomographie (CT) wurde eine 30 % der linken Kammer umfassende transmurale Infarzierung sichtbar, die mit einer Ejektionsfraktion von 20 % einherging. Bedingt durch die Ventrikeldilatation und einer im multiphasischen Kardio-CT-Phase0 detektierten Papillarmuskeldistanz von 38,7 mm ergab sich zudem eine schwere Mitralinsuffizienz.
Mittels 3D-sonographischer Kontrolle wurden insgesamt zwei Anker platziert, die die Geometrie des Ventrikels wiederherstellten, wodurch sich die linksventrikuläre Ejektionsfraktion auf 35 % erhöhte, der endsystolische linksventrikuläre Volumenindex (LVESVI) von 84 ml/m2 auf 56ml/ m2 sowie die Papillarmuskeldistanz auf 28,2 mm verringerten. Die Mitralinsuffizienz nahm dramatisch ab, die Mitralringkontraktion und die Papillarmuskelbewegung normalisierten sich. Der Patient konnte noch im Hybrid-OP, in dem der Eingriff erfolgte, extubiert werden. Weltweit wurden inzwischen mehr als 230 Patienten dieser Therapie unterzogen. Seit 2013 wurde sie als Hybrid- Verfahren klinisch evaluiert und 2016 erfolgte dann die CE-Zulassung. Laut der zulassungsrelevanten Studie verbesserte sich die NYHA-Klasse (Klassifikation der Herzinsuffizienzphasen der New York Heart Association) um 26 %, der 6-Minuten-Gehtest um 21 % und die Lebensqualität um 34 %. In der aktuell laufenden klinischen Studie REVIVE-HF (NCT03845127) wird das Verfahren auch nach der Zulassung in Europa weiter klinisch evaluiert. GH
Quelle: von Bardeleben RS et al.: Transcatheter left ventricular reshape of apical ischaemic aneurysm achieves left ventricular remodelling, improves wall motion ... Eur Heart J 2020; 41(39): 3862

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