Geschlechterunterschied in der Insulinwirkung

Praxis-Depesche 8/2023

Insulinsensitivität ist abhängig vom Menstruationszyklus

Die Insulinsensitivität im Gehirn nimmt maßgeblichen Einfluss auf die Insulinwirkung in der Peripherie und damit auf das Essverhalten und den Stoffwechsel des gesamten Körpers. Dabei gilt: Je empfindlicher das Gehirn auf das Insulin reagiert, desto leichter ist es, Gewicht und viszerales Fett abzubauen. Eine Erhöhung der Insulinsensitivität im Gehirn lässt sich durch eine intranasale Insulingabe induzieren, durch die das Insulin direkt ins Gehirn gelangt – das gilt zumindest für Männer, bei welchen der Zusammenhang bisher hauptsächlich untersucht wurde. Bei Frauen gibt dagegen der Menstruationszyklus den Takt vor.

Eine Arbeitsgruppe der Universität Tübingen untersuchte, wie Insulin auf Metabolismus und Hypothalamus im Gehirn von Frauen wirkt und welche Rolle dabei der Menstruationszyklus spielt. Hierfür wurden elf Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren mit natürlicher Menstruation vier hyperinsulinämischen-euglykämischen Clamps unterzogen, jeweils zwei in der Follikelphase und zwei in der Lutealphase. Im Rahmen der Clamp-Tests erhielten die nüchternen Frauen einen initialen Insulinbolus und eine konstante Insulin-Infusion. Zusätzlich wurde entweder ein nasales Insulinspray angewandt, um die Insulinwirkung im Gehirn anzuregen, oder ein Placebo-Spray. Die parallel laufende Glukose-Infusion wurde stetig angepasst, um einen Blutglukose-Wert von 5 mmol/l (90,1 mg/dl) aufrechtzuerhalten. Primärer Studienendpunkt war die Veränderung der Glukose-Infusionsrate, die ein Maß für die periphere Insulinaktivität darstellt.

Es zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Zyklusphasen: Während der Follikelphase musste nach Verabreichung von nasalem Insulin mehr Glukose infundiert werden, um den Glukose-Zielwert aufrechtzuerhalten als nach Verabreichung von Placebo. Dieser Unterschied blieb auch nach statistischer Berücksichtigung von Blutzucker und Insulinspiegel signifikant. Dagegen zeigte sich während der Lutealphase kein signifikanter Einfluss des Insulin-Sprays auf die Glukose-Infusionsrate.

In einer zweiten Testphase konnten die Forscher:innen bestätigen, dass während der Follikelphase eine erhöhte Insulinsensitivität im Gehirn besteht. Das Insulin-Spray beeinflusste das Ansprechvermögen des Hypothalamus lediglich in der Follikelphase, nicht aber in der Lutealphase.

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