Influenza-Impfung

Praxis-Depesche 8/2023

Neue Daten zeigen: junge Patient:innen mit chronischer Krankheit viel zu selten geimpft

Die Influenza-Impfquote bei chronisch kranken Patient:innen unter 60 Jahren liegt deutlich unter dem von der WHO geforderten Grippeschutzimpfziel von 75 %. Eine kürzlich vorgestellte Real-World-Datenanalyse zeigt das Potenzial von höheren Impfquoten bei den unter 60-Jährigen mit bestehender Grunderkrankung. Die Patientenaufklärung in der Hausarztpraxis kann dazu beitragen, die Impfquoten zu erhöhen.
Keyfacts
  • Personen mit chronischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Hospitalisierungs- und Komplikationsrisiko bei einer Infektion mit Influenzaviren
  • Vor allem bei jungen vorerkrankten Menschen ist die Impfquote niedrig.
  • Die Erhöhung der Impfquote bei (auch jüngeren) Risikopatient:innen und deren Umfeld trägt zu einer Verbesserung der öffentlichen Gesundheit bei
  • Aufklärung in der hausärztlichen Praxis über Schwere einer Influenza-Infektion und Komplikationen als Strategie zur Erhöhung der Impfquote

In der Grippesaison 2022/2023 gab es die meisten laborbestätigten, gemeldeten Influenzafälle der letzten zehn Jahre1 – bei gleichzeitig schwachen Impfquoten. Vor allem bei chronisch vorerkrankten Personen unter 60 Jahren gibt es enorme Impflücken. Diese Patientengruppe hat ein erhöhtes Komplikations- und Hospitalisierungsrisiko bei einer Infektion mit Influenzaviren (siehe Abb. 1). Die STIKO empfiehlt eine Grippeschutzimpfung für alle Patient:innen mit chronischen Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten. Hierzu zählen chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, chronische Herz- Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen, chronische neurologische Erkrankungen, eine angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsuppression sowie eine HIV-Infektion. In der Saison 2021/2022 betrug die Impfquote für die Influenza-Impfung bei bestehender Indikation aufgrund impfrelevanter Grunderkrankung in den einzelnen Altersgruppen 8,2 % (18– 29 Jahre), 11,7 % (30–39 Jahre), 24,1 % (50–59 Jahre, 39,2 % (60–69 Jahre), 51,3% (70–79 Jahre) und 53,5% (80 Jahre und älter). Je jünger also die chronisch Kranken, desto niedriger die Impfquote.2

Neue Real-World-Daten verdeutlichen Impflücken bei jungen Chroniker:innen

Eine kürzlich im Rahmen des ESWI (European Scientific Working Group on Influenza)-Kongresses vorgestellte Untersuchung3 zeigt ebenfalls, dass die Influenza-Impfquote in der Risikogruppe der chronisch vorerkrankten Patient:innen noch weit unter der von der WHO geforderten Zielimpfquote von 75 % liegt. Die Autor:innen untersuchten – retrospektiv und deutschlandweit repräsentativ– die Abrechnungsdaten von gesetzlich Kran- kenversicherten während der sechs Influenza-Saisons 2016/2017 bis 2021/2022. Der Fokus lag dabei auf Personen unter 60 Jahren. Für Patient:innen in dieser Altersgruppe, die aufgrund des Vorliegens einer Grunderkrankung zu einer Risikogruppe gehören, lagen bisher nur wenige Daten zu Grippeschutzimpfquoten und zur ökonomischen Belastung durch eine Infektion mit Influenzaviren vor.

Die Influenza-bedingte Hospitalisierungsrate war in der Risikogruppe 2,7-mal höher als in der Nicht-Risikogruppe. Gleichzeitig waren die Influenza-assoziierten Hospitalisierungskosten bei den Personen mit Begleiterkrankung im Mittel 1,3- bis 2-mal höher als bei denjenigen ohne Begleiterkrankung. Unabhängig vom Risikostatus waren die mittleren Influenza-bedingten stationären Kosten bei Geimpften 7,6% niedriger als bei Ungeimpften. Diese Daten verdeutlichen den potenziellen ökonomischen Nutzen, wenn Erwachsene unter 60 Jahren – sowohl mit als auch ohne Risikostatus – geimpft werden.

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