Therapie des Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 8/2018

„Künstliches Pankreas“ wird praxisreif

Eine gute Blutzuckereinstellung bei Vermeidung von Hypoglykämien ist das Ziel der Therapie von Typ-1-Diabetikern. Mit konventionellen Regimen erreicht man es nur unzureichend. Geschlossene Regelsysteme könnten Abhilfe bringen.

Kommentar

Automatische Systeme können Diabetiker beim Erreichen einer optimalen Blutzuckerkontrolle unterstützen. Unbekannt ist jedoch, ob sich damit auch die Rate von Langzeitkomplikationen reduzieren lässt. Diese Frage ist aber mitausschlaggebend dafür, ob die Kosten der Automatisierung zu rechtfertigen sind.

Waugh N et al.: Closed loop systems in type 1 diabetes. Ebd. k1613

Nach der Entwicklung zuverlässiger Blutzucker-Sensoren führte man kontinuierliche subkutane Infusionen mittels Pumpe ein. Wenn das System vollautomatisch funktioniert, spricht man von „künstlichem Pankreas“. Es gibt inzwischen diverse Varianten, auch duale, die außer Insulin auch Glucagon (gegen Hypos) abgeben können. Wie gut die Closed-loop-Systeme mittlerweile funktionieren, zeigt eine aktuelle Metaanalyse über 40 Studien mit insgesamt 1027 Patienten, bei denen Nur-Insulin-Apparaturen (35 Trials) oder duale Systeme (neun Trials) mit konventionelleren Insulintherapien verglichen wurden. Primärer Endpunkt war die Zeit (in %), in der der Sensor eine Einstellung nahe der Normoglykämie belegte.
Mit „künstlichem Pankreas“ waren die Messwerte durchgängig vorteilhafter als bei weniger automatisierter Therapie. Im ersteren Fall lagen die Blutzuckerwerte über 24 Stunden um 1,5 Stunden mehr im fast normoglykämischen Bereich. Dazu trug vor allem der bessere Verlauf in der Nacht bei. Hypoglykämische und hyperglykämische Phasen waren kürzer (um 20 min bzw. 2 h). Zu klären wird noch sein, ob duale Systeme den Nur-Insulin-Modellen überlegen sind. Auch ist abzuwarten, wie die Kosten-Nutzen-Relation ausfällt. WE
Quelle:

Bekiari E et al.: Artificial pancreas treatment ... BMJ 2018; 361: k1310

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