Eine 80-jährige Frau wurde im Koma auf die Intensivstation gebracht; sie hatte in den voran gegangenen Jahren unter häufigen Harnwegsinfektionen mit Proteus mirabilis gelitten, war aber sonst gesund und mobil. Die Laborbefunde waren unauffällig bis auf einen hohen Ammoniakspiegel im venösen Blut. Die Katheterisierung der Blase erbrachte 1,2 l eitrigen Urin. Danach sank der Ammoniakspiegel. Der neurologische Status normalisierte sich während der folgenden 24 Stunden. Da eine chronische Harnretention mit hypoaktivem Detrusor vorlag, erhielt die Patientin einen Dauerkatheter. Ein halbes Jahr später war sie immer noch wohlauf und beschwerdefrei. - Vermutlich konnte der Ammoniak durch die chronisch gedehnte Blasenwand in die perivesikalen Gefäße diffundieren. Fisteln bestanden nicht.
Praxis-Depesche 17/2003
Koma durch Harnwegsinfektion
Nicht nur neurologische Leiden können ein Koma auslösen, auch so häufige Krankheiten wie Harnwegsinfektionen kommen in Frage.
Quelle: De Jonghe, Bernard: Urinary tract infection and coma, Zeitschrift: THE LANCET, Ausgabe 360 (2002), Seiten: 995-996