Atemwegsinfektionen

Praxis-Depesche 21/2003

Krankenakte hilft bei der Auswahl des Antibiotikums

Wie kann Patienten mit Atemwegsinfektionen in der Praxis schnell und zielgerichtet geholfen werden? Die Auswahl eines geeigneten Antibiotikums ohne konkrete Erregerbestimmung ist nicht immer einfach, kann sich aber an der Krankengeschichte des Patienten orientieren.

Patienten mit Grunderkrankungen wie etwa Diabetes, chronischer Bronchitis, COPD, Herz- oder Niereninsuffizienz weisen bei akuten Infektionen der oberen und unteren Atemwege eine abweichende Immunkompetenz und ein anderes Erregerspektrum auf als Patienten ohne Vorgeschichte, erläuterte Dr. J. Hein, Marburg. Bei chronisch Kranken ist im Falle einer akuten Exazerbation einer chronischen Bronchitis, bei ambulant erworbenen Pneumonien oder auch bei einer akuten Sinusitis mit einer Verschiebung des Keimspektrums zu rechnen, und zwar weg von Leitkeimen wie Streptococcus pneumoniae oder Staphylococcus aureus, Haemophilus influenzae oder auch Chlamydia oder Mycoplasma pneumoniae hin zu gramnegativen Enterobakterien. So werden z. B. bei Patienten mit vorgeschädigter Lunge (FEV1 unter 50%) nicht selten auch Enterobakterien gefunden. Eine umfangreiche Vorgeschichte liefert Hein somit wichtige Hinweise, wie er seinen Patienten zu behandeln hat. So setzt er bei chronisch Kranken zur Behandlung einer Atemwegsinfektion bevorzugt das Fluorchinolon Levofloxacin ein, da es breit wirksam ist, zuverlässig die Leitkeime von Atemwegsinfektionen erfasst und auch Problemkeime abdeckt. Zudem kann es problemlos mit anderen Medikamenten wie Digoxin, Glibenclamid oder Theophyllin kombiniert werden. Bei Patienten ohne Grunderkrankungen sei dagegen das Ketolid Telithromycin sein Favorit. Es zeichnet sich durch eine hohe Wirksamkeit gegen die zu erwartenden Leitkeime und raschen Wirkungseintritt aus. Der Anteil der Patienten, die bereits am zweiten Behandlungstag eine Verbesserung der Symptomatik verspüren, ist um rund ein Viertel höher als etwa unter Clarithromycin. (djb)

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