Versorgung von Müttern in der Hausarztpraxis

Praxis-Depesche

Leitfaden zur Verbesserung der postpartalen, kardiovaskulären Gesundheit

Mehr als die Hälfte der Fälle von Müttersterblichkeit ereignen sich nach der Entbindung. Das Wochenbett ist also eine kritische Phase, in der die mütterliche Gesundheit überwacht werden sollte. Eine Arbeitsgruppe aus den USA zeigt, worauf es ankommt, um die kardiovaskuläre Gesundheit von Frauen nach einer Schwangerschaft langfristig zu erhalten bzw. zu verbessern.

Praxisfazit

Die kardiovaskuläre Gesundheit sollte während des Wochenbetts und darüber hinaus bei Frauen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVDs), Gestationshypertonie und -diabetes und unerwünschten Ereignissen während der Schwangerschaft engmaschig überwacht werden. Eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung und ein Gestationsdiabetes erhöhen langfristig das CVD-Risiko. Die Studienautor:innen sehen auch Hausärzt:innen in der Pflicht, die Versorgung von Frauen nach einer Geburt sicherzustellen.

Die Gründe für Müttersterblichkeit sind multifaktoriell – die Hauptursache sind kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD). Mehr als die Hälfte der Frauen, die schwanger werden, sind von einer CVD betroffen. Darüber hinaus sind unerwünschte Ereignisse während der Schwangerschaft (APOs, adverse pregnancy outcomes), hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, Gestationsdiabetes, Frühgeburten und für das Schwangerschaftsalter zu kleine Neugeborene (SGA, Small for Gestational Age) Indikatoren für eine schlechte kardiovaskuläre Gesundheit und werden mit einem höheren Lebenszeitrisiko für CVD in Verbindung gebracht. Das erste Jahr nach der Geburt bietet Ärzt:innen die Möglichkeit, die kardiovaskuläre Gesundheit der Mütter zu überwachen und zu verbessern (siehe Tab. 1).

Tabelle mit einer Übersicht zu Parametern der postpartalen Gesundheit.
Tab. 1: Ansätze zur Bewertung und Förderung der kardiovaskulären Gesundheit in der postpartalen Periode. MEPA = Mediterranean Eating Pattern for Americans; PCOS = polyzystische Ovarialsyndrom.Mod. nach Khan SS et al., JAMA 2023
Bewertungstools für die kardiovaskulären ­Gesundheit im Wochenbett

Der LE8(Life´s Essential 8)-Score der American Heart Association kann als Grundlage dienen, um die kardiovaskuläre Gesundheit von Frauen nach der Geburt zu bewerten und gezielt Interventionen auszuarbeiten. Angesichts des erhöhten postpartalen Risikos für Hypertonie und Diabetes sollten Ärzt:innen APOs im Blick haben und entsprechende Folgeuntersuchungen empfehlen. In einer prospektiven Kohortenstudie aus dem Jahr 2019 entwickelten 37 % der Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen innerhalb von zwei bis sieben Jahren nach der Geburt eine chronische Hypertonie. Das Risiko war dreimal höher als bei Frauen mit einer unkomplizierten Schwangerschaft. Bei Frauen mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen ist auch nach Ende des akuten Blutdruckanstiegs eine kontinuierliche Blutdrucküberwachung angezeigt.

Ein Gestationsdiabetes ist mit einem fast 10-fach erhöhten Risiko assoziiert, in den Jahren nach der Entbindung einen chronischen Diabetes mellitus zu entwickeln. Deshalb ist bei den Betroffenen 4–12 Wochen postpartal ein oraler Glukosetoleranztest und eine jährliche Überprüfung des HbA1c-Wertes angezeigt.

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