Mehrere Studien belegen, dass 40 bis 60% aller Patientinnen mit entzündlichen Darmerkrankungen über sexuelle Probleme klagen. Oft hängen sie mit den Krankheitssymptomen zusammen – etwa mit Bauchschmerzen, Durchfall, Inkontinenz, perianalen Komplikationen oder Fisteln. Auch die medikamentöse Therapie kann die Sexualfunktion beeinträchtigen. So berichten 25 bis 80% der Patientinnen unter SSRI über Orgasmus- oder Erregungsstörungen. Steroide führen unter Umständen zur Gewichtszunahme, vermehrter Gesichtsbehaarung, Reizbarkeit, Muskelschwäche und Depressionen, was das sexuelle Erleben ebenfalls negativ beeinflussen kann. Zudem erhöhen sie das Risiko für bakterielle Vaginosen und urogenitale Infektionen. In einer Studie gaben 10% aller Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen an, die Medikation abgesetzt zu haben, weil sie sich in ihrer Libido und sexuellen Aktivität beeinträchtigt gefühlt hatten. Chirurgische Interventionen können ebenfalls zu sexueller Dysfunktion führen.
Insbesondere nach einer ileo-pouch-analen Anastomose leiden bis zu 38% der Patientinnen an Dyspareunie. Ein gezieltes Screening nach entsprechenden Symptomen und eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit können die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. CW