Oreo Kekse

LDL-C-Senkung auf die süße Art

Praxis-Depesche 4/2024

Manchmal sind Oreo-Cookies effektiver als Statine

Neuen Studien zufolge gibt es sogenannte „lean mass hyper-responders“ (LMHR) – gemeint sind Menschen, die in Reaktion auf eine kohlehydratbeschränkte Diät einen Anstieg im LDL-C auf ≥ 200 mg/dl in Kombination mit HDL-C ≥ 80 mg/dl und Triglyzeriden ≤ 70 mg/dl zeigen. Bei diesen meist schlanken, metabolisch gesunden Menschen können Süßigkeiten den LDL-C stärker senken als eine hochintensive Statintherapie. Das lässt ein Ein-Mann-Experiment vermuten, der mit Oreo-Keksen therapiert wurde.
Praxisfazit
Stellt man in Reaktion auf Low-carb- oder ketogene Diäten die Trias aus einem LDL-C ≥ 200 mg/dl, HDL-C ≥ 80 mg/dl und Triglyzeridspiegel ≤ 70 mg/dl fest, handelt es sich bei der Person um einen Lean mass hyperresponder (LMHR). Grund für die Reaktion ist vermutlich eine vermehrte Umwandlung von VLDL zu LDL-C zur Deckung des Energiebedarfs der meist schlanken Personen. Eine kurzfristig erhöhte Kohlenhydratzufuhr kehrt den Prozess um und senkt das LDL-C wieder ab.

Das Ausmaß der LDL-C-Erhöhung der beschriebenen LMHR-Population ist umgekehrt proportional zu deren BMI, sprich: Je schlanker, desto höher steigt bei diesen Personen der LDL-C in Reaktion auf eine Lowcarb-Diät. Es wird angenommen, dass es bei diesem Phänotyp zu einem vermehrten Export und anschließenden Umsatz von VLDL zu LDL-Partikeln kommt, um den systemischen Energiebedarf vor dem Hintergrund einer hepatischen Glykogenverarmung und eines niedrigen Körperfettanteils zu decken. Eine ordentliche Portion Kohlenhydrate sollte demnach diesen Prozess umkehren und das LDL-C wieder senken.

Oreo-Kekse versus Statin

Um diese Hypothese zu testen, setzten zwei Schweizer Forscher einen 27-jährigen Mann mit LMHR zunächst zwei Wochen lang auf eine ketogene Diät. Danach erhielt er 16 Tage lang tgl. zwölf Oreo-Kekse, die zusammen 100 g zusätzliche Kohlenhydrate lieferten. Die Ketose wurde während dieser Phase überwacht und durch viermal tägliche Gabe von exogenem d-β-Hydroxybutyrat aufrechterhalten. Nach Absetzen der Oreo-Supplementierung hielt der Proband drei Monate lang eine stabile ketogene Diät ein und dokumentierte dabei eine Rückkehr zum Ausgangsgewicht und zum hypercholesterinämischen Status. In der zweiten Phase des Experiments erhielt der Mann sechs Wochen lang tgl. 20 mg Rosuvastatin.

Die Lipidwerte wurden während der Studie wöchentlich und nüchtern bestimmt. Der LDL-C-Wert betrug zu Beginn 384 mg/dl und sank nach der Oreo-Supplementierung um satte 71 % auf 111 mg/dl. Nach der Auswaschphase stieg der LDL-C-Wert wieder auf 42 mg/dl an. In der zweiten Phase des Experiments wurde der LDL-C unter Rosuvastatin wieder gesenkt, diesmal aber nur um 32,5 % auf 284 mg/dl. Tatsächlich wirkte die zweiwöchige Kekszufuhr bei dem Probanden mit LMRH unter Ketose stärker lipidsenkend als die sechswöchige hochintensive Statintherapie. Der Versuch bestätigt damit die vorgeschlagene Hypothese des Lipid-Energie-Modells. Die Autoren betonen, dass die Daten zu der experimentellen Oreo-Supplementierung Anlass für weitere Untersuchungen sein und nicht als Gesundheitsempfehlung verstanden werden sollte.

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