Med-Info

Praxis-Depesche 5/2023

Metaanalyse bestätigt erniedrigten Vitamin-B1-Status bei Diabetes

Die Therapie der Neuropathie ist eine Herausforderung in der Praxis. Es gilt, die Progression der Nervenschädigung aufzuhalten, Symptome wie Missempfindungen und Schmerzen in den Füßen zu lindern und schwerwiegende Komplikationen wie das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden. Eine Expertengruppe betonte beim Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Berlin die Notwendigkeit eines multimodalen Therapieansatzes, der die komplexe Pathogenese der Erkrankung berücksichtigt. Welche Rolle die Vitamin-B1-Versorgung dabei spielen könnte, deutet eine aktuelle Metaanalyse an: Sie zeigt, dass Diabetes-Patient:innen niedrigere Vitamin-B1-Konzentrationen im Blut aufweisen als Personen ohne Diabetes. Durch einen erhöhten Vitamin-B1-Bedarf könnte das Risiko für einen Mangel steigen. Zu den klinischen Manifestationen eines Vitamin-B1-Mangels zählen unter anderem Neuropathien. In klinischen Studien konnten durch Gabe der Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin neuropathische Symptome bei Diabetes-Patient:innen gelindert werden.

Vitamin B1 (Thiamin) ist ein essenzieller Cofaktor im Glukose-Stoffwechsel. Ein Mangel kann daher metabolische Störungen nach sich ziehen, was insbesondere für Personen mit Diabetes relevante Folgen haben könnte, wie Prof. Rima Obeid verdeutlichte: „Ein Thiamin-Mangel kann zu einer Akkumulation von Glukosemetaboliten führen, die daraufhin auf pathogenen Stoffwechselwegen abgebaut werden“, erklärte die Wissenschaftlerin vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg. Der Abbau überschüssiger Glukose über schädliche Stoffwechselwege ist ein wesentlicher Pathomechanismus bei der Entwicklung mikrovaskulärer Folgeerkrankungen des Diabetes. Thiaminmangel könnte dies forcieren. 

Der Vitamin-B1-Status von Menschen mit Diabetes ist daher von großer Relevanz und wurde in verschiedenen Studien untersucht. Dabei wurden zumeist deutlich erniedrigte Thiamin-Konzentrationen nachgewiesen. So beobachteten Forschende der Universität Warwick in England 75 % niedrigere Thiamin-Plasmaspiegel bei Diabetes-Patient:innen gegenüber Gesunden. Die Studienlage ist jedoch heterogen, insbesondere aufgrund der Vielfalt verfügbarer Vitamin-B1-Marker, nicht definierter Grenzwerte zur Diagnostik eines Mangels und fehlender Standardisierung der Messmethoden. Um zu überprüfen, ob sich die Konzentrationen verschiedener Thiamin-Analyten im Blut zwischen Menschen mit und ohne Diabetes unterscheiden, hat daher Prof. Rima Obeid zusammen mit Prof. Dan Ziegler und Dr. Alexander Strom, beide vom Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf, sowie dem Neurologen Prof. Karlheinz Reiners eine systematische Literaturrecherche und Meta-Analyse durchgeführt, die anlässlich des Diabetes-Kongresses vorgestellt wurde. 24 von 459 identifizierten Arbeiten erfüllten die Kriterien für die Studie und 20 davon wurden in die quantitative Datenanalyse eingeschlossen.

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