Alt und unterversorgt

Praxis-Depesche 4/2015

Mit schlechten Zähnen zu Hause

Im hohen Alter lässt der Zahnzustand oft zu wünschen übrig. Das gilt im Besonderen für Patienten, die an ihr Zuhause gebunden sind.

Man untersuchte die zahnärztliche Gesundheit von 125 Patienten im Alter von 81,4±12,3 Jahren, die ihr Zuhause kaum oder gar nicht verlassen konnten. Im Anschluss befragte man die Teilnehmer zu ihren Zahnproblemen und damit verbundenen Bedürfnissen. 80% der Patienten waren weiblich, fast die Hälfte hatte Diabetes und ca. ein Viertel war leicht dement.
24% der Teilnehmer waren komplett zahnlos, die anderen besaßen im Schnitt 14,3±8,0 Zähne. 78,9% hatten mindestens einen kariösen Zahn, 40% benötigten eine Füllung und 45,6% eine Zahnextraktion. Das Weichgewebe war bei 52,8% erkrankt (meist Candidose oder Ulzera durch Zahnersatz). 18% der ein- oder beidseitig und 64% der partiell Zahnlosen benötigten Zahnersatz. 28,1% aller Prothesen waren kaputt, bei 67,7% war die Okklusion kompromittiert. Fast keiner wurde seit Verlust der Mobilität zu Hause von einem Zahnarzt besucht. Bei rund 60% lag der letzte Zahnarzttermin drei bis 40 Jahre zurück (im Schnitt 11,3±8,2 Jahre). Rund ein Drittel klagte über Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl im Mundraum, 15,1% über Zahnweh, 27,3% bzw. 16% über wundes oder blutendes Zahnfleisch. Knapp die Hälfte konnte nur eingeschränkt kauen und ein Viertel vermied es aus Scham, vor anderen zu essen. Die miserable Zahngesundheit lag unabhängig von bestehenden Komorbiditäten und Diagnosen vor. Der Zustand von Patienten mit mittlerer bis schwerer Demenz könnte sogar noch schlechter sein. Angesichts des immensen Behandlungsbedarfs rufen die Autoren dazu auf, gezielte zahnärztliche Versorgungsstrukturen für diese Patientengruppe aufzubauen. Das untersuchte Kollektiv bestand aus Patienten in New York, USA. OH
Quelle:

Ornstein KA et al.: Significant oral health needs of homebound elderly adults. J Am Geriatr Soc 2015; 63(1): 151-7

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