Palliativmedizin

Praxis-Depesche 15/2000

"Morphin-Mythos" verhindert suffiziente Schmerztherapie

Nur jeder 50. Tumorpatient erhält eine ausreichende Schmerztherapie mit Morphin-Präparaten. Einer der Hauptgründe ist der "Morphin-Mythos" - die Befürchtung, dass durch die Opioide eine Sucht indiziert werden könnte. Dabei steht seit langem fest, dass diese Gefahr bei einer kunstgerechten Therapie ausgeschlossen ist.

Nach einer Studie der Universitätsklinik Bochum erhielten innerhalb von drei Jahren nur 2% von 16 630 Tumorpatienten eine Schmerztherapie mit Opioiden. Welchen Nutzen eine solche Therapie haben könnte, zeigt jetzt eine Studie, in der 603 Patienten mit Tumor- und anderen Schmerzen für 28 Tage ein oral retardiertes Hydromorphon erhielten. Bei 258 Patienten bestanden die Schmerzen seit über einem Jahr. Unter einer Dosierung von im Mittel 8 mg Hydromorphon pro Tag nahm die Schmerzintensität auf einer 11-stufigen Skala von anfangs 6,9 auf 2,0 bei den Betroffenen ab. Gleichzeitig besserte sich auch die Lebensqualität der Patienten - gemessen an der schmerzbedingten Beeinträchtigung von Lebensfreude, Schlaf, Stimmung oder allgemeiner Aktivität - um mehr als die Hälfte. Angesichts der palliativmedizinischen Unterversorgung von Tumorpatienten in Deutschland haben sich jetzt 20 Jugendliche in der ehrenamtlichen Initiative "Helping Youth e. V." zusammengeschlossen. Auf einer Deutschlandtournee wollen sie für eine würdevollere Sterbebegleitung und die Arbeit der ambulanten Palliativmedizin werben. (UB)

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