Myeloproliferative Erkrankungen

Praxis-Depesche 2/2016

Mutationsreihenfolge

Eine onkologische Erkrankung entsteht, wenn somatische Mutationen akkumulieren. Die klinischen Eigenschaften des Krebses spiegeln dabei die Summe der Mutationen wider. Man wusste aber nur wenig darüber, ob die zeitliche Reihenfolge der einzelnen Mutationen relevant ist. Ist sie, wie Forscher zeigen konnten.

246 Patienten mit myeloproliferativen Erkrankungen und einer JAK2-V617F-Mutation (JAK 2 = Janus Kinase 2) wurden in die Analyse eingeschlossen. Bei ihnen suchte man zudem nach Mutationen in TET2 (Tet Methylcytosin Dioxygenase 2). Beide Mutationen findet man bei etwa 10% der Patienten mit myeloproliferativen Neoplasmen. Mittels Genotypisierung und „next generation sequencing“ bestimmte man die Reihenfolge, in der die Mutationen aufgetreten waren.
Mutierte JAK 2 zuerst, hatten die Patienten öfter eine Polycythaemia vera (im Vergleich zur essenziellen Thrombozythämie), öfter Thrombosen und wiesen in vitro eine erhöhte Sensibilität für Ruxolitinib auf. War TET2 die erste Mutation, waren die Transkriptionskonsequenzen von JAK2 V617F verändert und die Hochregulierung der Proliferationsgene geringer.
Die Mutationsreihenfolge beeinflusst nach diesen Ergebnissen sowohl das Ansprechen auf eine „targeted therapy“ und die Biologie der Stamm- und Progenitor-Zellen, als auch die klonale Evolution bei Patienten mit myeloproliferativen Erkrankungen. Es wird also zukünftig darauf ankommen, nicht nur die Mutationen an sich festzustellen, sondern auch die Mutationsreihenfolge. CB
Quelle:

Ortmann CA et al.: Effect of mutation order on myeloprolifertive neoplasms. N Engl J Med 2015; 372: 601-12

ICD-Codes: D47.3

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