Statine

Praxis-Depesche 10/2019

Mythen richtig deuten

Statine werden als Cholesterinsenker eingesetzt, die über eine kompetitive Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase eine Senkung der Serumkonzentration von Cholesterin bedingen. In einem Artikel wurde nun über die zehn größten Irrtümer der Statine aufgeklärt.
So ist z. B. die Annahme, dass Statine die hepatische Produktion von Cholesterol durch die Hemmung der HMG-Co-A-Reduktase senken, nicht ganz korrekt. Denn durch diese Hemmung kommt es zwar zur Verminderung des LDL-Cholesteringehalts (LDL: low density lipoprotein), welcher wiederum zu einer kompensatorisch erhöhten Synthese von LDL-Rezeptoren bei Hepatozyten führt. Letzteres führt schließlich dazu, dass mehr LDL-Cholesterin in die Zellen aufgenommen wird und somit dessen Serumspiegel sinkt.
Die schnelle Wirkung von Statinen bei akuten koronaren Symptomen beruht in erster Linie auf deren rascher entzündungshemmender Wirkung, z. B. durch Reduktion des C-reaktiven Proteins (CRP), das bei Artherosklerose erhöht ist. Auch reduzieren Statine nicht direkt den Calcium-Score, dessen Bestimmung zur Früherkennung von Herzerkrankungen genutzt wird, sie verlangsamen jedoch die koronare Verkalkung.
Obwohl eine der beobachteten Nebenwirkungen von Statinen die Beeinflussung der Glucosetoleranz ist, gibt es bislang keine untersuchte Patientenpopulation, bei der das Risiko Diabetes zu entwickeln höher war als der Nutzen, den die Einnahme von Statinen brachte. So ist auch die beobachtete Inzidenzrate von Nebenwirkungen wie Muskelschmerz, Glukoseintoleranz oder hämorrhagische Schlaganfälle niedrig und der Nutzen des Einsatzes von Statinen überwiegt. Die in Studien nachgewiesene gesteigerte Häufigkeit von Myalgien (1 von 50) ist einerseits abhängig von der Dosis, beruht in vielen Fällen aber auch auf dem Nocebo-Effekt (scheinbar negative Wirkung).
Zudem können die hochwirksamen Statine Simvastatin, Atorvastatin und Rosuvastatin bei Gabe der höchstmöglichen Dosis (80 mg/d) Rhabdomyolyse hervorrufen. Bislang wurde jedoch nur für Simvastatin eine Warnung seitens der FDA herausgegeben. Auch die Annahme, dass sich aus der Krankengeschichte eine Intoleranz gegenüber Statinen voraussagen lässt, konnte nicht bestätigt werden.
Dass sich durch die Gabe von immer höheren Statin-Dosierungen der gewünschte LDLc-Wert erreichen lässt, ist ein Irrglaube. Erstens nehmen die Nebenwirkungen mit steigender Dosis zu und zweitens erreicht man durch die Verdopplung höchstens eine siebenprozentige Effizienzsteigerung bei der LDLc-Senkung. Empfohlen wird die Gabe der niedrigst-möglichen Dosis von Statinen in Kombination mit einer weiteren hypocholesterolemischen Medikation mit einem anderen Wirkort als der Leber. Weiterhin können neue hochwirksame Statine nicht nur direkt vor dem Schlafengehen eingenommen werden, sondern zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass bei optimaler Dosierung und bei gut überlegtem Einsatz Statine eine sichere und effiziente Medikation zur Vorbeugung von kardiovaskulären Ereignissen sind. GH
Quelle: Schade DS et al.: Prescribing statins to reduce cardiovascular disease: 10 common misconceptions. Am J Med 2019 Aug; 132(8): 897-9; Epub Mar 6; doi: 10.1016/j.amjmed.2019.01.042.

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