Neurodegenerative Erkrankung

Praxis-Depesche 6/2015

Nerven aus Eisen

Für eine physiologische Hirnfunktion ist der zerebrale Eisenhaushalt wichtig. Gerät er aus dem Gleichgewicht, können neurodegenerative Erkrankungen entstehen.

Im Verlauf des gesunden Alterns häuft sich Eisen in bestimmten Gehirnregionen an. Verursacht wird das vermutlich durch eine Permeabilitätsänderung der Blut-Hirn-Schranke im Alter sowie einen Zuwachs an Gliazellen.
Bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen ist die Eisen-Homöostase gestört. Dabei kommt es zur krankheitsspezifischen Umverteilung und Akkumulation von Eisen, welches neurotoxisch wirkt. Das überschüssige Eisen generiert Hydroxyl-Radikale und andere reactive oxygen species (ROS). Erhöhte Eisenkonzentrationen findet man bei Alzheimer in den Amyloid-Plaques und Neurofibrillenbündeln und bei Parkinson in der Substantia nigra. Bei multipler Sklerose akkumuliert Eisen in den tiefen Strukturen der grauen Substanz und an den chronischen Läsionen. Mit dem MRT ist es möglich, die verschiedenen Eisen-Akkumulationsmuster im Gehirn nachzuverfolgen.
Das MRT könnte daher künftig eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Überwachung neurodegenerativer Erkrankungen einnehmen. Als Therapieoption haben Eisenchelatbildner (z. B. Deferipron) hohes Potenzial. Sie sollen die überschüssigen Ionen gezielt entfernen und zeigten unter anderem bei Alzheimer und Parkinson bereits erste Erfolge. OH
Quelle:

Ward RJ et al.: The role of iron in brain ageing and neurodegenerative disorders. Lancet Neurol 2014; 13(10): 1045-60

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