Beginnender Typ-1-Diabetes

Praxis-Depesche 2/2024

Neue Daten zu Immuntherapien vielversprechend

Vor mehr als 40 Jahren wurde gezeigt, dass die Cyclosporin-Therapie bei Patient:innen mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes zu einer Verringerung des Insulinbedarfs führt. Nach ersten Experimenten mit Antikörpern gegen CD-3 als mögliche Behandlungsstrategie für Typ-1-Diabetes knüpfen nun neuere Studien an den immunologischen Therapieansatz an – mit vielversprechenden Ergebnissen.

Die bisherige Therapie der Typ-1-Diabetes konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Folgen der Erkrankung, allen voran den HbA1c -Wert. Dem schleichenden Verlust der β-Zellfunktion, die der Erkrankung zugrunde liegt, wird dagegen bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Neue immuntherapeutische Ansätze könnten die Möglichkeit eröffnen, den Typ-1-Diabetes endlich an der Wurzel zu behandeln.

Eine kürzlich veröffentlichte randomisierte, Placebo-kontrollierte Phase-3-Studie zeigte bei Patient:innen mit diagnostiziertem Typ-1-Diabetes einen Nutzen hinsichtlich der Erhaltung der β-Zellfunktion – gemessen an der Veränderung der C-Peptidwerte in Woche 78 (dem primären Endpunkt) – mit Teplizumab, einem monoklonalen Anti-CD3-Antikörper, der nicht an Fc-Rezeptoren bindet. In dieser Studie war ein stimulierter C-Peptid-Spitzenwert von 0,2 pmol/ml oder mehr für die Aufnahme erforderlich, und es wurden nur Patient:innen im Alter von 8 bis 17 Jahren eingeschlossen (die Altersgruppe, die in früheren Studien das beste Ansprechen gezeigt hatte). Sie erhielten Teplizumab täglich i.v. in zwei zwölftägigen Behandlungsphasen im Abstand von 26 Wochen. Um Nebenwirkungen von vornherein abzufedern, erhielten die Patient:innen mindestens an den ersten fünf Tagen jeder Behandlungsphase eine Prämedikation mit Ibuprofen oder Paracetamol, einem Antihistaminikum, einem Antiemetikum oder allen dreien. Dennoch traten unter Teplizumab einige unerwünschte Ereignisse auf, darunter Kopfschmerzen, gastrointestinale Symptome, Hautausschlag, Lymphopenie und ein mildes Zytokinfreisetzungssyndrom. Zwei Patienten entwickelten ein schweres Zytokinfreisetzungssyndrom, das sich innerhalb von sieben Tagen zurückbildete, aber zum Abbruch der Behandlung führte. Bei den wichtigsten sekundären klinischen Endpunkten (zur Erreichung der Blutzuckerzielwerte erforderliche Insulindosen, HbA1c , Zeit im Blutzuckerzielbereich und klinisch bedeutsame hypoglykämische Ereignisse) gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Eine weitere neuere Studie untersuchte die kontinuierliche tägliche orale Behandlung mit dem JAK-Inhibitor Baricitinib in einer doppelblinden, randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-2-Studie. In dieser Studie wurde Baricitinib über einen Zeitraum von 48 Wochen an Patient:innen im Alter von 10 bis 30 Jahren verabreicht, bei denen innerhalb der letzten 100 Tage ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert worden war. Die Therapie führte zu einem signifikanten Erhalt der C-Peptidspiegel. Interessanterweise unterschieden sich die HbA1c -Werte zwischen der Behandlungs- und der Placebogruppe nicht – dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, da im Rahmen der Studie die Prüfärzte sehr bemüht waren, eine gute klinische Versorgung zu gewährleisten. Es gab jedoch einen Unterschied im Glukose-Variationskoeffizienten. Dies deutet darauf hin, dass es möglicherweise schwieriger ist, Schwankungen des Blutzuckerspiegels auch bei einer modernen Behandlung ohne Rest-Insulinausschüttung zu vermeiden. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet.

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