Hepatische Enzephalopathie

Praxis-Depesche 12/2003

Nicht immer ist Alkoholmissbrauch der Grund

Die hepatische Enzephalopathie ist eine potenzielle Komplikation jeder chronischen Lebererkrankung. Sie kann sowohl im Rahmen einer alkoholbedingen Zirrhose als auch bei Zirrhosen aufgrund einer chronischen Hepatitis C oder einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) infolge von langjährigem Übergewicht auftreten.

Die Symptome der HE variieren je nach Schweregrad der Erkrankung von leichten Persönlichkeitsveränderungen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Störungen der Vigilanz und Kognition, der Feinmotorik und der Reaktionsfähigkeit bis hin zum Koma. Selbst Patienten mit noch subklinischer (latenter) Form sind bereits in ihrer Fahrtüchtigkeit erheblich eingeschränkt. Die Prognose ist bei schwerer Erkrankung schlecht: In einem selektierten Patientenkollektiv betrug die Dreijahres-Überlebensrate 43%, berichtete M. Wettstein, Düsseldorf. Noch in diesem Jahr soll ein neuentwickeltes Gerät zur Analyse der kritischen Flimmerfrequenz (Critical Flicker Frequency, CFF) auf den Markt kommen, das die Diagnose auch der latenten HE binnen 10 min erlaubt. Der Patient sieht durch eine besondere Brille ein zunächst hochfrequentes Licht als Dauerlicht. Wird die Lichtfrequenz langsam gesenkt, ergibt sich aus der Übergangsfrequenz, bei der das Flimmern für den Patienten sichtbar wird, die Diagnose HE. Diese Frequenz liegt bei Gesunden oberhalb von 42 Hz, bei HE-Patienten je nach Schweregrad der Erkrankung mehr oder weniger weit darunter. Der Pathogenese der HE liegt eine Erkrankung der Gliazellen, speziell ein Anschwellen der Astrozyten infolge einer Hyperammonämie, zugrunde, erläuterte D. Häussinger, Düsseldorf. Wird der Ammoniakgehalt des Blutes gesenkt, nimmt die Schwellung der Astrozyten ab. In kontrollierten Studien konnte die therapeutische Wirksamkeit von L-Ornithin-L-Aspartat, diätetischen Maßnahmen wie der Einschränkung der oralen Eiweißaufnahme, Lactulose-Einläufen und oral verabreichten verzweigtkettigen Aminosäuren nachgewiesen werden. (djb)

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