COPD mit mittelschwerer Sauerstoffdesaturation

Praxis-Depesche 12/2016

O2-Supplementation ohne Wirkung

Bisher gibt es nur wenige Belege dafür, dass eine langfristige Sauerstoffsupplementation das Überleben von hypoxischen COPD-Patienten tatsächlich verlängern kann. Nun wurde die bisher größte Studie zum klinischen Nutzen der Sauerstofftherapie veröffentlicht – mit ernüchterndem Ergebnis.

Kommentar

Basierend auf allen bisher verfügbaren Daten sollte eine standardmäßige dauerhafte Sauerstofftherapie nur COPD-Patienten mit chronischer schwerer Ruhe-Hypoxämie verschrieben werden (PaO2 ≤55 mmHg oder SpO2 <88%). In manchen Fällen könnte die Therapie aber auch bei COPD mit mittelschwerer belastungsinduzierter Hypoxämie und hartnäckiger Atemnot hilfreich sein. Ein verblindeter Belastungstest unter Umgebungsluft bzw. unter Zufuhr von Sauerstoff zeigt schnell, ob ein einzelner Patient von der Therapie profitiert oder nicht.

Ekström M: Clinical usefulness of long-term oxygen therapy in adults. N Eng J Med 2016. Ebd. 1683-4
Die bisher einzige Evidenz für einen überlebensverlängernden Effekt durch eine dauerhafte O2-Supplementation stammt noch aus den 70er Jahren und bezog sich lediglich auf Patienten mit schwerer Hypoxämie. In der aktuellen LOTT-Studie prüfte nun eine Forschergruppe den Nutzen der Therapie an COPD-Patienten mit mittelschwerer Ruhe-Hypoxämie (SpO2 89 bis 93%) und/oder mittelschwerer belastungsinduzierter Hypoxämie (Gruppe 1, 6-min-Gehtest: SpO2 mindestens fünf Minuten ≥80% und mindestens zehn Sekunden <90%).
220 Patienten mit Ruhe-Hypoxämie wurden 24-stündig mit Sauerstoff supplementiert, 148 Patienten mit belastungsinduzierter Hypoxämie nur während ihrer Belastungs- und Schlafphasen (jeweils mit 2 l O2/min). Die übrigen 370 Patienten bildeten die Kontrollgruppe ohne O2- Therapie. Das ein- bis sechsjährige Follow-up umfasste jährliche Untersuchungen zum Gesundheitszustand und halbjährliche Befragungen zur Lebensqualiät sowie zu weiteren relevanten Parametern.
Sowohl für die supplementierten als auch die nicht supplementierten Patienten fiel der primäre Endpunkt (Zeit bis zum Tod oder bis zur ersten Hospitalisierung) vergleichbar aus (HR 0,94; p=0,52). Auch die Raten an allgemeinen und COPD-bedingten Hospitalisierungen sowie an COPD-Exazerbationen waren mit und ohne Sauerstofftherapie ähnlich hoch (Rate ratio RR 1,01 bzw. 0,99 und 1,08). Ein Effekt der Therapie auf die Lebensqualität, die Lungenfunktion und die 6-min-Gehdistanz war ebenfalls nicht feststellbar. Zumindest für COPD-Patienten mit mittelschwerer Ruhe- oder belastungsinduzierter Hypoxämie scheint die Sauerstoffgabe demnach keinen Vorteil zu bringen. OH
Quelle:

Long-Term Oxygen Trial Research Group: A randomized trial of long-term oxygen for COPD with moderate desaturation. N Engl J Med 2016; 375(17): 1617-27

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