Alkoholmissbrauch und Bluthochdruck

Praxis-Depesche 2/2024

PEth verbessert Hypertonie-Management

Alkoholmissbrauch erhöht das Hypertonie-Risiko, wird aber in der Hausarztpraxis häufig nicht erkannt. Die Gründe dafür sind u. a., dass das Thema „Alkohol“ aufgrund von Stigmatisierung oder Zeitmangel vermieden wird und dass Patient:innen falsche Angaben dazu machen. In Schweden nutzt man immer häufiger den Blut-Biomarker Phosphatidylethanol (PEth), der den Alkoholkonsum der letzten zwei bis drei Wochen widerspiegelt, um gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum nachzuweisen. Bisher liegt aber noch keine ausreichende Evidenz zum Nutzen der PEth-Bestimmung im Hypertonie-Management vor. Eine aktuelle qualitative Studie gibt Aufschluss.
Praxisfazit
Die Befragung von zwölf Allgemeinärzt:innen in Schweden, die den Vollblut-Biomarker PEth im Hypertonie-Management einsetzen, zeigt, dass die PEth-Bestimmung einige Vorteilen parat hält: Die Untersuchung des Biomarkers erleichtert den Gesprächseinstieg über Alkoholkonsum – negative Reaktionen seitens der Patient: innen sind selten. Außerdem hilft der Wert bei der Ursachenforschung für die Hypertonie und ermöglicht eine adäquatere Therapie. Die Befragten sprechen sich für den routinemäßigen Einsatz von PEth bei Patient:innen mit Hypertonie aus.

PEth weist Alkoholmissbrauch und chronisch übermäßigen Konsum mit hoher Sensitivität und Spezifität nach und eignet sich somit für das Abstinenz-Monitoring. Studien aus verschiedenen Ländern haben die Nützlichkeit der Bestimmung von PEth in verschiedenen klinischen Situationen belegt, und die Untersuchungsmethode kommt insgesamt immer häufiger zum Einsatz. Routinemäßig wird die PEth-Bestimmung allerdings noch nicht angewandt – in der schwedischen Gesundheitsversorgung wird der Biomarker zum Beispiel bisher nur bei Lebererkrankungen, Hypertonie und psychischen Erkrankungen bestimmt. Eine Arbeitsgruppe führte mit zwölf Allgemeinärzt:innen aus zehn verschiedenen Hausarztpraxen in Schweden Fokusgruppeninterviews durch. Ziel war es, die Erfahrungen der Ärzt:innen mit der PEth-Bestimmung bei Personen mit Hypertonie zu untersuchen.

Die Bestimmung des PEth-Wertes hat die Vorgehensweise zur Identifizierung von problematischem Alkoholkonsum spürbar verändert, so das Fazit der Befragten. Die anfänglichen Bedenken der Ärtz:innen, der PEth-Test könne die Patient:innen verärgern, bestätigten sich nicht, und die positiven Effekte der PEth-Bestimmung dominierten. Die Untersuchung des Biomarkers half den Hausärzt:innen, gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsum zu erkennen, und erleichterte das Gespräch darüber.

Ein Augenöffner bei vielen Patient:innen

Interessant ist aber vor allem, wie weit die Wahrnehmung der Ärzt:innen von den Testergebnissen abwich. Denn diese gingen davon aus, dass sie aufgrund ihrer klinischen Erfahrung leicht beurteilen konnten, ob Patient:innen Alkohol in problematischen Mengen konsumierten. Die PEth-Ergebnisse zeigten allerdings oft, dass sie die Patient:innen falsch eingeschätzt hatten.

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