Zur Schlaganfallprophylaxe und Prävention und Behandlung venöser Thromboembolien (VTE) stehen mittlerweile zahlreiche DOAK und VKA zur Verfügung. Bei geriatrischen Patienten gilt es hierbei, Besonderheiten zu beachten. Zum einen gehen DOAK mit einem höheren Risiko für gastrointestinale Blutungen einher, zum anderen steht dem Einsatz mancher DOAK eine eingeschränkte Nierenfunktion im Wege. Bei VKA wiederum ist es wichtig, dass der Patient möglichst lang den therapeutischen INR-Bereich erreicht (time in therapeutic range, TTR, meist INR 2,0 bis 3,0).
Um die Wahl der antikoagulatorischen Therapie bei älteren Patienten zu erleichtern, entwickelte eine Arbeitsgruppe nun den PROSPER-Score, mit dem sich die TTR im Vorfeld abschätzen lässt. Konzipiert und validiert wurde er an zwei Patientenkohorten mit Mindestalter 65 Jahre, die aufgrund von nicht-valvulärem Vorhofflimmern (nvVHF) oder VTE neu auf VKA eingestellt wurden. Mit dem Modell lässt sich anhand von sieben Parametern eine gute Antikoagulationstherapie (TTR>70%) vorhersagen. Der Score wurde separat für VTE- als auch für nvVHF-Patienten validiert, gilt aber für beide Indikationen gleichermaßen. Die Zuverlässigkeit von PROSPER war in jedem Vergleich dem SAMe-TT2R2-Score überlegen. Letzterer war der bisher einzige verfügbare Bewertungsscore für die Antikoagulationskontrolle, wurde aber bei Patienten gemischten Alters getestet und schnitt in externen Validierungskohorten eher schlecht ab.
Der Gesamtscore von PROSPER (maximal 11 Punkte) ergibt sich als Summe folgender Variablen: Pneumonie (1 Punkt), Nierenfunktionseinschränkung (2), zurückliegende Blutungen (1), Hospitalisierung ≥7 Tage (1), Analgetika (1), Fehlen einer gezielten Pflege und Beratung zur Antikoagulation (4) und verschreibungspflichtige Antibiotika (1).
Ein Score von 0 bis 2, 3 bis 6 bzw. 7 oder mehr Punkten entspricht einem geringen, mittleren oder hohen Risiko für eine schlechte Antikoagulationskontrolle (TTR<50%). Bei einem Score >2 empfehlen die Autoren, besser ein DOAK zu erwägen, sofern dieses nicht kontraindiziert ist (Spezifität 75%, Sensitivität 85%). Ist in solchen Fällen eine DOAK-Therapie nicht möglich, sollte man sich um eine optimierte Information und Führung der Patienten bemühen, da dies hauptausschlaggebend für das Erreichen einer guten TTR ist. Bei schlechter TTR-Prognose und Vorliegen einer eingeschränkten Nierenfunktion sollte man zu einem DOAK mit möglichst geringer renaler Exkretion greifen. OH