Kompetente Beratung und Intervention

Praxis-Depesche 15/2001

Raucherentwöhnung lohnt sich für Patient und Arzt

In Deutschland lösen sich jährlich mindestens 33 Milliarden Mark in blauen Dunst auf. Jeder kennt die gesundheitlichen Risiken des Rauchens, und doch steigt der Nikotinkonsum an. Viele Raucher wollen aufhören. Von medizinischer Kompetenz im Dienste der Raucherentwöhnung profitieren der Nikotinabhängige und die ärztliche Praxis gleichermaßen.

Den Ergebnissen des Mikrozensus 1999 zufolge sind 28% aller über 15-jährigen Deutschen Raucher. In der Altersgruppe der 35- bis 40-Jährigen rauchen 46% der Männer und 35% der Frauen. Fast die Hälfte aller Raucher hat mindestens einmal ernsthaft erwogen, aus der Nikotinabhängigkeit auszusteigen. Ärzte könnten an diesem Punkt motivierend eingreifen. Die Raucherentwöhnung beim Arzt spielt jedoch nach wie vor eine untergeordnete Rolle, obwohl gerade der Arzt mit medizinischer und beratender Kompetenz die Motivation Abstinenzwilliger erfolgreich beeinflussen kann. Darüber hinaus ist die ärztlich geführte Raucherentwöhnung durchaus lohnend: Abrechnungsmöglichkeiten für die Raucherberatung stehen im Rahmen der individuellen Gesundheitsleistung (IGeL) bzw. der GOÄ (Gesamtleistungen im Wert von bis zu 200 DM sind möglich) zur Verfügung. Zusätzlich wertet der patienten- und serviceorientierte Arzt mit einem Entwöhnungsprogramm bei vertretbarem Aufwand das Leistungsangebot seiner Praxis auf, kann neue Patienten hinzugewinnen und wettbewerbsfähig bleiben. Entscheidend für den Erfolg des Entwöhnungsangebots ist die zwanglose Motivation des Rauchers, sich mit seinem Abstinenzwunsch an seinen Arzt zu wenden. Aufdruck auf Privatrezepten, Poster, Homepage-Hinweise und Broschüren im Wartezimmer können auf das Angebot der ärztlichen Beratung und Entwöhnungstherapie aufmerksam machen. Derzeit entstehen zahlreiche, von Ärzten initiierte Kompetenz-Zentren für die Raucherentwöhnung in Deutschland. Ein wirksames Mittel zur Unterstützung der Raucherentwöhnung ist der nikotinfreie Dopamin-/Noradrenalin-Reuptake-Hemmer Bupropion, der zentrale Nikotineffekte imitiert. Er wurde bislang weltweit bei fast sechs Millionen Rauchern erfolgreich eingesetzt. Im Rahmen einer aktuellen nationalen, multizentrischen (280 niedergelassene Ärzte) prospektiven Studie wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Bupropion bei etwa 1100 starken Rauchern unter "real-life"-Bedingungen (keine zusätzliche Verhaltenstherapie) untersucht. Die Zwischenauswertung zeigte, dass 52% der Patienten während der 4. bis 7. Therapiewoche kontinuierlich abstinent geblieben waren. Bupropion erwies sich als gut bis sehr gut verträglich. Da das Craving unter Bupropion erst nach sechs Wochen ein konstant niedriges Niveau erreicht, ist die mindestens siebenwöchige Behandlung für den dauerhaften Abstinenzerfolg essenziell. (EJW)

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