Differenzialdiagnose Ösophagus-Hämatom

Praxis-Depesche 13/2002

Retrosternale Schmerzen sind nicht immer kardial bedingt

Ein Fallbericht aus Belfast macht deutlich, dass retrosternale Schmerzen nicht immer kardiale Ursachen haben. In die Differenzialdiagnostik muss man nicht nur "funktionelle" Beschwerden einbeziehen. Besonders bei älteren Personen mit gestörter Hämostase können sie von einem Ösophagus-Hämatom herrühren.

Ein 71-jähriger Mann wurde mit starken retrosternalen Schmerzen, Erbrechen und Dysphagie stationär eingeliefert. Die Symptome waren während des Essens aufgetreten. Bei der Bariumbrei-Röntgenaufnahme zeigte sich eine intraluminale Masse; endoskopisch wurde sie als Hämatom identifiziert. Die Symptome verschwanden schnell unter konservativer Therapie. Besonders bei älteren Personen, die mit Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmern behandelt werden, treten Ösophagus-Hämatome immer häufiger auf. Durch Essen oder Husten werden Blutgefäße verletzt. Bei verminderter Blutgerinnung kommt es dann unter Umständen zu stärkeren Blutungen, die schwere Schmerzen und obstruktive Symptome verursachen. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung zu kardialen Ursachen ist äußerst wichtig, da bei Ösophagus-Hämatomen eine Thrombolyse oder Antikoagulation absolut kontraindiziert sind.

Quelle: McGurk, C: An uncommon but important cause of severe chest pain in an older population, Zeitschrift: AGE AND AGEING, Ausgabe 30 (2001), Seiten: 357

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