Bessere Prognose durch Anämie-Korrektur

Praxis-Depesche 5/2000

Sauerstoff bremst Tumoraggression

Studienergebnisse der letzten Jahre weisen darauf hin, dass die Anämie-Korrektur bei Krebspatienten ein vielversprechender Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Tumortherapien ist. Durch Einsatz von Erythropoetin können Anämien korrigiert und die Tumoroxygenierung verbessert werden.

Untersuchungen haben nachgewiesen, dass sich eine Hypoxie des Tumors bei verschiedenen malignen Leiden negativ auf das rezidivfreie und Gesamtüberleben auswirkt. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass eine mangelhafte Sauerstoffversorgung des Krebsgewebes die Ergebnisse von Strahlen- und Chemotherapie verschlechtert. In-vitro-Daten konnten zudem belegen, dass Hypoxie die maligne Progression und die Tumoraggressivität sowie das Metastasierungspotenzial erhöht. Tumorgewebe reagiert offensichtlich schon auf geringe Änderungen des Sauerstoffpartialdruckes sehr empfindlich, weshalb dem Hb-Wert große prognostische Bedeutung zukommt. Bei Zervixkarzinomen konnten durch Bluttransfusionen und/oder Erythropoetin-Gabe Anämien korrigiert und damit die Tumor-Oxygenierung und die Prognose verbessert werden. Eine aktuelle Studie mit 182 Brustkrebs-Patientinnen, die chemotherapeutisch behandelt wurden, wies ein signifikant besseres rezidivfreies Überleben bei Frauen nach, deren Hb-Wert über 10 g/dl lag, verglichen mit Patientinnen mit Hb-Werten unter dieser Marke. Die intensivierte Chemotherapie führt bei 90% der Betroffenen zu Anämien Grad 1-3, die durch eine Erythropoetin-Prophylaxe kompensiert werden können. Derzeit wird der Stellenwert der adjuvanten Erythropoetin-Anwendung bei Brustkrebs und Hochrisiko-Zervixkarzinomen klinisch kontrolliert geprüft. Offenbar ist die Tumor-Oxygenierung ein vielversprechender Ansatz mit deutlichem Einfluss auf die Prognose. (EJW)

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